Mahleisschiessen

Entwicklung des Mannschaftsspiels

Mahleisschießen

Allgemeines

Beim Mahleisschiessen traten jeweils zwei Mannschaften oder Personengruppen gegeneinander an, die sich aus Spielern unterschiedlicher Gruppierungen oder Vereinigungen zusammensetzen und sich gegenseitig zum spielerischen Duell forderten. Häufige traten beim Mahleisschießen gegeneinander an:

  • Jung gegen Alt,
  • Männer gegen Buam (Verheirate gegen Junggesellen),
  • Feuerwehr gegen Veteranen-/Soldatenvereine oder
  • benachbarte Orte oder Ortsteile.

Zu solchen Eisschießen wurde über die lokale Presse oder durch einen von Haus zu Haus eilenden Bojazzl eingeladen. Dieser sorgte auch während des Wettkampfes für Ordnung auf der Bahn und unterhielt Zuschauer sowie Wettkämpfer während des Wettkampfes und bei der anschließenden Feier im Wirtshaus mit lustigen Sprüchen. Regelmäßig mussten der Moar und die Spieler der unterlegenen Mannschaft das Festmahl oder – je nach Vereinbarung – die gesamte Zeche bezahlen.

Einladung zu einem → Mahleisschießen in der Gegend von Kastl.

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Der Wettkampf

Beim Mahleisschießen wurde in der Regel mit vorher bestimmten Moaren und fest zugeordneten Mannschaften gekämpft. Bei entsprechend hoher Teilnehmerzahl – nicht selten kämpften hier Mannschaften mit mehr als 50 Spielern auf jeder Seite – konnte sich ein Wettkampf über mehrere Stunden hinziehen. Der grundsätzliche Ablauf war jedoch mit dem → herkömmlichen Eisschießen identisch.

Der Mannschaftsführer (Moar)

→ Moar bei einem solchen Wettbewerb zu sein, war eine ganz besondere Ehre. Nur erfahrene Eisschützen mit einer gehobenen gesellschaftlichen Stellung kamen hierfür in Frage. Traditionell eröffneten die beiden Moare das Spiel mit kraftvollen Schüssen mit denen sie versuchten, die Daube weit in Spielfeld hinaus zu treiben und so den weniger kraftvollen Schützen des Gegners das Spiel zu erschweren. Jeder Moar führte im Wettkampf einen übermannshohen, mit Bändern und Fahnen in den Farben seiner Mannschaft geschmückten Stab (Stecken) mit sich. Mit diesem „Moarstecka“ zeigte der Moar seinen Mitstreitern die genaue Schussrichtung auf und benutzte diesen, um bei Unklarheiten die Bestlage 1 der Stöcke zu ermitteln.

Erfolgreiche Schüsse der eigenen Mannschaft wurden durch in die Höhe recken des „Steckens“ – begleitet von den Rufen „oabdo“ – bejubelt. Wenn es den Schützen einer Mannschaft nicht gelungen war die Bestlage zu erobern, so kam als letzter Schütze noch einmal der Moar zum Einsatz und es hieß: „der Moar geht!“. Gelang es auch diesem nicht, die Bestlage für seine Mannschaft zu erobern, so war die Kehre verloren.

Dem Moar wurde höchster Respekt gezollt. Er heimste den größten Ruhm ein, hatte im Falle einer Niederlage aber auch beim anschließenden gemeinsamen Festmahl den konzentrierten Spott des Gegners und des Bojazzl zu ertragen – und bekam nicht selten demonstrativ kleine Knödel serviert.

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Einzelwertungen beim Mahleisschiessen

Im Anschluss an die Mahleisschiessen wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts diverse Zusatzwettbewerbe mit verschiedenen Aufgabenstellungen ausgetragen. Die jeweiligen Sieger wurden bei den anschließenden Feierlichkeiten mit besonderen Preisen bedacht.

  • Weitschießen: Wettbewerb um den weitesten Schuß. Die Teilnehmer hatten nur einen Versuch und mussten alle mit dem gleichen Stock schießen.
  • Massen: Dabei war der eigene Stock möglichst nahe an der Daube zu platzieren Gewertet wurde nach der gemessenen Entfernung. Vereinzelt wurden auch mit Punkten bewertete Zielringe eingezeichnet.
  • Aufgeben: Ein im Abstand von mehreren Metern vor der Daube aufgestellter Zielstock musste getroffen und möglichst nach an die Daube herangeschoben werden.
  • Stockschiessen: Ein (oder auch mehrere) aufgestellter Zielstock musste getroffen werden. Die getroffenen Stöcke wurden gezählt und ggf. mit Punkten bewertet.
  • Daube sprengen: Beim „Daube sprengen“ galt es, die Daube mit einem kräftigen Schuß möglichst gerade zu treffen und weit nach hinten zu treiben.

Diese „Sonderprüfungen“ hatten deshalb bei den Schützen einen hohen Stellenwert und diese waren sogar bereit, für die Teilnahme eigene Startgebühren zu entrichten. Meistens wurde jedem Teilnehmer nur ein Versuch je Disziplin zugestanden. Es gab aber auch Wertungen mit mehreren Versuchen und Kombinationswertungen. Diese Einzelwertungen sind Vorläufer der heutigen → Weiten- und → Zielwettbewerbe.

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  1. Die Bestlage der Stöcke wurde in der Regel durch Abschätzen der Entfernungen ermittelt. Bei unklarer Lage wurde versucht, den Gegnermoar durch überzeugendes Auftreten, mit Worten und übertriebenen Gesten von der Bestlage der eigenen Stöcke zu überzeugen. Wenn keine Einigkeit erzielt werden konnte wurde gemessen und anschließend der beim Messvorgang Unterlegene verspottet. Damit wollte man erreichen, dass der Gegner um neuerlichen Spott zu vermeiden, in nachfolgenden unklaren Situationen vorzeitig klein bei gibt.