Entwicklung im Weitschießen

Entwicklung im Weitschießen

Erste Vergleichskämpfe

Wann die ersten Wettbewerbe im Weitschießen mit dem Eisstock stattgefunden haben ist nicht bekannt. Es kann jedoch angenommen werden, dass sich die Spieler schon seit der Erfindung des Eisschießens einen Wettstreit um den weitesten Schuß lieferten. Der Vergleich von erzielten Weiten ist neben dem Vergleich von Geschwindigkeiten  (wie z.B. beim Wettlauf) die einfachste Form, sportliche Leistungen zu vergleichen und im Bereich der Kugelspiele bis in die Antike nachzuverfolgen.

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Die ersten nachgewiesenen Weitschieß-Wettbewerbe fanden im 19. Jahrhundert statt und wurden in Verbindung mit Mannschaftswettkämpfen (→ Mahleisschießen und → Prä-Eisschießen) ausgetragen. So fand auch im Anschluss an das bis dahin größte Eisschießen, dem Pinzgauer Prä-Eisschießen am 7. März 1892 in Zell am See, ein Weitschießen statt. In den Berichten 1 hierüber heißt es

„Da die über 100 Meter lange Bahn für das nun daran kommende Weitschiessen viel zu kurz war, wurde sie mit Asche und Sägespänen bestreut; dennoch erreichte der Saladerer Sepp von Piesendorf 80 m.“

Und auch dem Wettkampf zwischen den St. Ulrichern und den Loferern auf dem Mitterhorn über der Großen Wehrgrube in den Loferer Steinbergen im Sommer 1903 wurde ein Weitschießen angehängt 2:

„Einzelne der Burschen traten noch zu einem Weitschießen zusammen und machten dabei verschiedene Privatwetten aus.“

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Ein spektakulärer Sport

Auch im 20. Jahrhundert kamen nach großen Mannschafts-Wettkämpfen auch Einzelwertungen im Stockschießen und auch Weitschießen zur  Austragung. Die Sieger kamen bei den anschließenden Feierlichkeiten im nächstgelegenen Wirtshaus zu besonderen Ehren, schließlich war das Weitschießen seit jeher die spektakulärste und kraftraubendste Einzeldisziplin. Im Pinzgau wurden neben dem Weitschießen mit normalen Eisstöcken sogar Wettbewerbe im Weitwerfen – Weitwerfen mit dem Schwerstock und Weitwerfen mit dem Flugstock – ausgetragen.

Das Weitschießen war aber auch mit besonderen Gefahren verbunden. So schrieb Wilhelm Neubronner aus Kronberg im Taunis im Jahre 1935 in seinem Lehrbuch 3 über das Weitschießen:

Die kolossale Kraftentfaltung auf der glatten Eisfläche ist nicht ohne Gefahr verbunden. Böse Stürze, zum Teil mit tödlichem Ausgang sind leider bei dieser Art des Eisschießsportes zu verzeichnen. Man soll daher nicht eher an die Ausübung des Weitschießens herangehen als bis man über eine durchaus sichere Abwurftechnik verfügt und auch dann ist die Stärke des Abwurfes ganz allmählich zu steigern.

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Der örtlichen Tagespresse nach kam es beim Eisschießen vereinzelt tatsächlich zu Todesfällen. Die „Bayerische Dorfzeitung“ berichtete 1836 4, dass „bei einem Eisschießen in Griesbach ein Mitspielender aus Unvorsichtigkeit mit dem Eisstock den Bürgerssohn Joseph Lohrmüller am Kopfe traf, wodurch dieser kurz darauf seinen Geist aufgab.“ – In Hagenberg bei Linz ereignete sich 1869 beim Eisschiessen auf dem herrschaftlichen Teiche ein bedauerlicher Unglücksfall 5: „Der Besitzer des Elmergutes zu Rallingsdorf, an welchem eben die Reihe war, hatte den Unfall, beim Heben des Eisstockes auszuglitschen und fiel so unglücklich, dass er sich an dem eisernen Reif seines Stockes die Hirnschale einschlug und noch an demselben Tage abends verschied.“

  1. Das Pinzgauer Prä-Eisschiessen. Eine Studie aus dem Volksleben von Richard von Strele in Salzburg, aus „Mitteilungen des deutsch-österreichischen Alpenvereins“, 1892, Seite 125
  2. Alplerische Winterfreuden im Sommer, von Prof. H. Cranz in Stuttgart, aus: Mitteilungen des deutsch-österreichischen Alpenvereins 1903
  3. Der Eisschießsport, Wilhelm Neubronner, 1935
  4. Bayerische Dorfzeitung, München, III. Jahrgang, 1. Quartal, Nr. 21 vom Donnerstag, den 18.02.1836
  5. Der Grenzbote – Nr. 5, vom Sonntag, den 31. Jänner 1869 (Verlag Zugschwerdt, Reichenhall)