Weimarer Republik

Weimarer Republik

Organisation des Eissport in Bayern

Schon kurz nach Ende des 1. Weltkrieges wurde das Eisschießen als eigene Sportart in den → Bayerischen Eislauf-Bezirk aufgenommen und im Jahre 1920 wurde die Wettspiel-Ordnung für Eisschießen für den Bayerischen Eislauf-Bezirk herausgegeben. Nach diesem Regelwerk waren erstmals → Wettbewerbe in Turnierform mit mehreren Mannschaften möglich. Zunächst wurden Probeturniere in Peißenberg, München, Nürnberg und Garmisch abgehalten, und ebenfalls 1921 fand auf dem Rießersee bei Garmisch die erste Bayerische Meisterschaft im Mannschaftsschiessen der Herren statt.

Medaille der Bayerischen Meisterschaften vom 13.02.1921

Der grimmige Winter griff nun in unser Innland und die Natur erstarrte. Alles Leben erstarb, und Schnee legte sich gleich einem Leichenlinnen über die Fluren. Die Weiher erschraken, vom Froste berührt, und erstarrten zu Eis. Dies aber ist die Zeit, wo kampflustig Volk sich auf ihnen sammelt, um Kraft, Mut und Zielsicherheit zu messen. Die Gilde der Eisschützen zieht auf.

Aus der Zeitung „Innland“ Nr. 23/24 vom 25.12.1927

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Die Deutschen Kampfspiele

Sportlicher Höhepunkt aus nationaler Sicht waren in der Weimarer Republik die → Deutschen Kampfspiele. An den Olympischen Spielen dieser Zeit durften deutsche Sportler als Folge des 1. Weltkrieges nicht teilnehmen. Die Deutschen Kampfspiele waren stark politisch motiviert und die Sportarten auf die deutschen Interessen zugeschnitten. So waren jeweils aus Wettbewerbe im Eisschießen Bestandteil dieser Spiele. Deutsche Kampfspiele wurden von 1922 bis 1938 alle vier Jahre durchgeführt.

Aufnahme des Eisstockschießens in den Nationalen Verband

Nachdem bereits 1920 das Eisschießen in den Bayerischen Eislauf-Bezirk aufgenommen worden war, wurde 1921 im Deutschen Eislauf-Verband der Beschluß gefasst wurde “ … die Pflege des Eisschießens in den Aufgabenkreis des Verbands einzubeziehen“. Und im Jahre 1925 wurde das Eisschießen schließlich als eigene Sportart in den → Deutschen Eislauf-Verband aufgenommen.

Die Bekanntheit des Eisschießens außerhalb Bayerns war vor Allem auch → Wilhelm Neubronner zu verdanken, der im Jahre 1931 sein erstes Lehrbuch über das Eisschießen geschrieben hat. Eine zweite und dritte Auflage erschienen in den Jahren 1935 und 1961.

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Deutsche Meisterschaften ab 1926

Mit der Aufnahme des Eisschießens in den nationalen Verband und dem Beschluss einer Wettschieß-Ordnung auf nationaler Ebene waren die Voraussetzungen für Nationale Meisterschaften geschaffen. Am 24. Januar 1926 fand schließlich in Garmisch die erste → Deutsche Meisterschaft im → Mannschaftskampf der Männer statt. Als Sieger ging überraschend eine Moarschaft aus Bad Reichenhall, ohne Vereinszugehörigkeit, hervor.

Bei den nachfolgenden Meisterschaften wurden ebenfalls nur Titel im Mannschaftskampf der Männer 1 vergeben, im Rahmenprogramm fanden aber bereits Wettbewerb im Zielschießen statt.

… und nachfolgende Welle von Vereinsgründungen

Vereine wurden bislang vorwiegend zur gemeinsamen Sportausübung und zum Bau und der Unterhaltung von Eisbahnen gegründet (Gesellschaft Eisklub Altötting von 1889). Zur Finanzierung der Aufwendungen wurden von den Vereinen Bälle abgehalten und verschiedene Werbemaßnahmen wie Preis-Eisschießen und → Kaludder durchgeführt. Mit der Aufnahme des Eisschießens in den Deutschen Eislauf-Verband und der Verpflichtung, einem Verein anzugehören, um an offiziellen Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen, trat ab 1926 der sportliche Aspekt mehr und mehr in den Vordergrund und es setze eine Welle von Vereinsgründungen ein.

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Olympiaden des Arbeitersports

Ende des 19. Jahrhunderts organisierten sich die Arbeiter in Sportvereinen und Sportverbänden. Die Arbeitervereinigungen veranstalteten eigene Sportfeste, die vorwiegend als Gegenveranstaltungen zu den herkömmlichen, kommerziell ausgerichteten Sportveranstaltungen zu verstehen waren. In der Zeit der Weimarer Republik wurden so genannte → Olympiaden des Arbeitsports veranstaltet. Die durchgeführten Sportarten orientierten sich an den Gegebenheiten des jeweiligen Austragungsortes, und so standen bei den Spielen des Jahres 1931 in Österreich auch Wettbewerbe im Eisschießen auf dem Programm.

Erste Organisationen in Österreich

Nachdem in Deutschland die Eisschützen in den Wintersportverbänden Aufnahme fanden und regional bzw. national organisiert waren, begann man auch in Österreich Organisationsstrukturen aufzubauen. Als erster Landesverband wurde am 27. März 1927 im Innsbrucker Hotel „Union“ von den Vertretern des Sportklub Seefeld, des Eisschützenklubs Kitzbühel und der Wintersportvereine Mayerhofen und Zillertal (Fügen) der Landesverband der Tiroler Eisschützen gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Hotelier Fritz Werther gewählt. Stellvertreter wurde → Wilhelm Silbermayr, der „Silbermayerwirt“ aus Fügen. Der Verband führt heute die Bezeichnung Tiroler Landes Eis- und Stocksportverband.

Von 1927 an wurden regelmäßig Tiroler Meisterschaften und „Alpenländische“ Meisterschaften im Eisschiessen ausgetragen. → Weitere Landesverbände und nationale Strukturen im Eisschießen wurden in Österreich aber erst in der Zeit des Nationalsozialismus geschaffen.

 

  1. Meisterschaften im Weit- und Zielschießen wurden zu dieser Zeit noch nicht ausgetragen.