1837 Beschäftigungen für die Jugend

Das Eisschießen

Dieses Spiel wird auf einer glatten, vom Schnee gereinigten Eisbahn gespielt, wobei jeder der Teilnehmer mit einem Eisstocke versehen ist. Dieser besteht aus einer hölzernen Scheibe, die unten sehr glatt gedrechselt und mit einem aufwärts stehenden Stiele versehen ist, an welchem man sie anfassen und gehörig regieren kann. Zuweilen ist diese Scheibe noch mit einem eisernen Ringe umgeben, der indessen, wenn man von der größeren Haltbarkeit derselben absieht, überflüssig ist, weil er das Gewicht der Eisstöcke vermehrt und sie teurer macht. Mit diesen Eisstöcken wird nun nach einem, auf dem Eise vorgesteckten Ziele geschleudert. Es besteht solches aus einem viereckigen, hölzernen Klötzchen, und wird Hasel genannt.

An diesem Spiele können vier, sechs, acht, zehn und mehr Personen, in gerader und ungerader Zahl, Teil nehmen. Der Rang und die Ordnung, welche jede der zum Spiele vereinigten Personen einnehmen soll, wird dadurch bestimmt, daß jeder mit seinem Eisstocke nach dem Hasel schießt. Wer diesem am nächsten gekommen ist, enthält den Namen Engmaier. Besteht nun z. B. der Spielverein aus acht Personen, so werden dem Engmaier drei Gehilfen gegeben und dazu werden diejenigen erkoren, deren Eisstock nach ihm dem Hasel am nächsten zu stehen gekommen ist. Nun sind noch vier Personen übrig. Wer unter diesen mit seinem Eisstocke in die größte Nähe des Hasels traf, der bekommt den Namen Weitmaier. Die noch übrigen drei Personen werden die Gehilfen des Weitmaiers und machen die Gegenpartei vom Engmaier und seinen Gehilfen aus.

Der Weitmaier macht allemal den Anfang des Spieles und hat den ersten Schuß nach dem Hasel. Nach ihm kommt der Engmaier, der seinen Gegner vom Ziele zu entfernen bemüht ist. Denselben Zweck suchen auch die beiderseitigen Gehilfen der Maier zu erreichen. Die Partei desjenigen Maiers, der dem Hasel am nächsten ist, hat gewonnen und zählt nun sechs. Hiermit endet die erste Partie des Spieles. Der siegende Maier beginnt mit dem ersten Schusse die zweite Partie, gewinnt er auch diese, so zählt er neun, und ist er bei der dritten Partie ebenso glücklich, so zählt er zwölf und das ganze Spiel ist beendigt. Soll das Spiel wiederholt werden, so sind neue Maier zu wählen. Hierbei hat derjenige, der im vorigen Spiele den Sieg davon trug, den Vorzug, denn er macht auch in dem neuen den Anfang, während derjenige, der besiegt wurde, mit seinem Schusse bis zuletzt warten muß. Die übrigen Personen schießen ihre Eisstöcke zuerst in beliebiger Ordnung ab, und werden nun auch wieder nach der größeren oder geringern Nähe ihres Eisstockes beim Hasel in Parteien abgeteilt, ebenso wie beim ersten Spiele. Gewöhnlich spielt man dasselbe um Nüsse oder andere kleine Gegenstände. Noch sind einige besondere Regeln des Spiels zu merken:

1) Der Maier hat das Recht, jedem seiner Gehilfen vorzuschreiben, wohin er seinen Schuß richten soll, und ihm selbst sind jedesmal zwei Schüsse vergönnt. Aber dafür muß er auch, wenn er mit seinen Genossen verliert, an den gewinnenden Maier doppelt zahlen. Der Preis des Spieles hängt indessen von der Übereinkunft Aller ab.

2) Der Maier und seine Gehilfen müssen gegenseitig genau auf sich Achtung geben, damit nicht die Unvorsichtigkeit eines Einzigen das ganze Spiel verloren mache. Denn wenn z. B. der Engmaier dem Hasel am nächsten war, das heißt mit dem hierbei üblichen Kunstausdrucke: wenn er Schuß hatte, so sollte nur einer von der Partei des Weitmaiers schießen. Unterbleibt dieses aber dadurch, daß ein Gehilfe des Engmaiers aus Versehen seinen Eisstock gleich abschießt, so ist nicht nur diese Partie, sondern das ganze Spiel zum Vorteil des Weitmaiers und seiner Genossen verloren. Indessen lässt sich diese Regel auch nach der Übereinkunft der Gesellschaft verändern, so daß ein solcher Fehlschuss entweder nur als verloren gilt, oder auch nur eine Partie, die eben gespielte, dadurch beendigt wird.

3) Zählt eine Partei eher zwölf, als die andere sechs gezählt hat, d. h. hat sie eher alle drei Partien gewonnen und die andere keine einzige, so heißt dies schneidern. Es kann aber auch geschehen, daß eine Partei neun zählt, also zwei Partien gewonnen hat, ehe die andere noch etwas zählte, und das Glück kann sich wenden. Eben diese Partei kann nun von der dritten Partie an rasch hinter einander gewinnen und eher zwölf zählen, als jene, die auf ihrer Zahl neun stehen blieb. In diesem Falle ist letztere zurückgeschneidert oder gegrenelt worden und das Spiel muß doppelt bezahlt werden.

4) Der Fall kann eintreten, daß zuweilen alle Eisstöcke vom Hasel gleich weit entfernt stehen, so daß man auch durch den Maßstab keine Verschiedenheit entdecken kann. In diesem Falle wird Kehr gemacht, oder eine ganz neue Partie begonnen.

5) Sind die Teilnehmer des Spiels in ungerader Zahl, z. B. sieben, so erhält der Engmaier nur zwei Gehilfen und die übrigen vier spielen ohne Weitmaier. Da dieses Spiel Hände und Füße und den ganzen Körper in eine mäßige Bewegung setzt und das Augenmaß vervollkommnet, so kann es von der Jugend als ein angenehmes Wintervergnügen auf sicherem Eise genossen werden. Freilich darf Gewinnsucht dieses Spiel nicht leiten, wenn es nicht aufhören soll ein schuldloses zu sein.

Übt und ergötzt euch nun, meine lieben Leser und Leserinnen, an den verschiedenen Spielen und Leibesübungen, mit denen ich euch hier bekannt gemacht habe. Bald sollt ihr neue Beiträge dazu erhalten.