Entwicklung des Mannschaftsspiels
Mannschaftskampf (ab 1926)
Vermutlich mit der Aufnahme des Eisschießens als eigene Sportart in den Deutschen Eislauf-Verband im Jahre 1925 und der erstmaligen Austragung von → Deutschen Meisterschaften wurde auch das Regelwerk angepasst. Beim Mannschafts-Wettspiel sprach man nach der nun gültigen Eis-Wettschieß-Ordnung von 1925 nun von einem Mannschaftskampf.
Die Mannschaftsbahn
Die Spielbahn für den Mannschaftskampf bestand aus einer Eisbahn, auf der im Abstand von 22 m voneinander zwei 4 m breite und 8 m lange Start- bzw. Zielfelder eingezeichnet waren. Im Schnittpunkt der Diagonalen eines jeden Start- bzw. Zielfeldes war das Daubenkreuz eingezeichnet. Die Standritze befand sich je einen Meter hinter den jeweiligen Feldern, so daß die Entfernung von der Standritze bis zum Daubenkreuz 35 m betrug.
Zu Beginn eines jeden Durchganges wurde auf das Daubenkreuz in der Mitte des der Abspielstelle gegenüberliegenden Zielfeldes eine → Daube eingelegt.
Kampfbahn 1926 |
Stöcke, die sich nicht im Zielfeld befinden werden nicht gewertet und sind zu entfernen. Für eine Wertung ist bereits das Berühren der Begrenzungslinie des Zielfeldes ausreichend. Stöcke, die die vordere Längsbegrenzung des Zielfeldes berühren sind ebenfalls zu entfernen.
Mannschaft | Stöcke
Für alle offiziellen Wettkämpfe war eine Mannschaftsgröße von vier Spielern (ein Mannschaftsführer, Moar + drei Schützen) festgelegt worden, von denen jeder (auch der Mannschaftsführer) einen Schuß je Durchgang auszuführen hatte. Zudem konnte jede Mannschaft einen Ersatzspieler benennen.
Der Mannschaftsführer leitete das Spiel seiner Mannschaft vom Zielfeld aus. Wenn der Mannschaftsführer seinen Schuß nicht als erster seiner Mannschaft abgegeben hatte, so musste er zur Ausführung seines Schusses zur Abspielstelle zurückeilen und sich nach seinem Schuß sofort wieder zum Zielfeld begeben, um seinen Mitspielern weitere Anweisungen zu geben.
Die → Stöcke der Spieler mussten den Vorgaben der Eis-Wettschieß-Ordnung entsprechen.
Anmerkung: In Österreich (Tirol) bestand eine Mannschaft aus fünf Spielern 1 (1 Moar und 4 Schützen). Ein Spiel bestand ebenfalls aus sieben Durchgängen.
Reihenfolge der Schüsse
Im ersten Durchgang (Kehre) eines Spieles hatte jeweils die durch das Los bestimmte Mannschaft anzuschießen. Erreichte der anschießende Spieler mit seinem Stock das Zielfeld nicht, oder hat sein Stock das Zielfeld wieder verlassen, so durfte die gegnerische Partei anschießen. Es wurde jeweils abwechselnd so lange angeschossen, bis es einer Mannschaft gelungen war, einen ihrer Stöcke im Zielfeld zu platzieren.
Nachfolgend musste jede Mannschaft so lange schießen, bis mindestens einer ihrer Stöcke näher an der Daube lag, als der bestliegende gegnerische Stock 2. Bei gleicher Entfernung zählte der zuerst geschossene Stock. Der Einsatz der Spieler erfolgte in beliebiger Reihenfolge nach Weisung des Mannschaftsführers.
Ein Schuß außer der Reihe war gültig und verblieb an seinem Platz.
Wurde die Lage der Daube durch Einwirkungen des Spieles innerhalb des Zielfeldes verändert, so war die neue Lage für die Wertung maßgebend. Sobald die Daube das Zielfeld verlassen hatte, wurde sie auf das Daubenkreuz im Zielfeld zurückgelegt.
Hatte eine Mannschaft alle ihre Stöcke verschossen, ohne die Bestlage zu erreichen, so musste die andere Mannschaft ihre verbleibenden Stöcke nachschießen und versuchen, möglichst viele eigene Stöcke in eine bessere Lage zu bringen als der nächstliegende gegnerische Stock.
Während im ersten Durchgang eines Spieles das Anspiel durch das Los bestimmt wurde, hatte in den nachfolgenden Durchgängen hatte immer diejenige Mannschaft zu beginnen, welche sich am Schluss des vorangegangenen Durchgangs mit ihren Stöcken im Vorteil befunden hatte.
Verhaltensregeln und Bahndisziplin
Die Spieler durften sich auch nach Abgabe ihres Schusses nur am Abspielfeld aufhalten. Der Aufenthalt am oder im Zielfeld war den beiden Mannschaftsführern vorbehalten. Erst nach beendigtem Durchgang begaben sich die Spieler zum Zielfeld um das Spiel in umgekehrter Richtung fortzusetzen. Die Spieler durften dabei aber nur neben oder am Rand der Wettkampfbahn gegen. Das Begehen der Bahn war nicht erlaubt, da sich dadurch die Gleiteigenschaften des Eises verändern konnten. Die Nichteinhaltung dieser Verhaltensregeln (Bahndisziplin) konnte von der Wettkampfleitung mit Strafen (Ausschluss für einen oder mehrere Gänge) belegt werden.
Wertung | Spieldauer
Am Schluss jedes Durchganges (wenn alle Schützen ihren Schuss abgegeben haben) wurde das Ergebnis festgestellt. Diejenige Mannschaft, deren Stock am nächsten zur Daube liegt, erhält eine Gutschrift von drei Punkten und für jeden weiteren Stock, der näher als der bestplatzierte Stock des Gegners liegt, weitere zwei Punkte. Die andere Mannschaft erhält keine Punkte.
Im besten Falle sind je Durchgang für eine Mannschaft neun Punkte (3+2+2+2) möglich.
Hat eine Mannschaft Stöcke nach zu schießen, obwohl sie sich im Vorteil befindet, so wurden für jeden nachgeschossenen Stock, der das Zielfeld nicht erreicht hat, Strafpunkte vergeben. Der erste Stock wurde mit drei Strafpunkten, jeder weitere mit zwei Strafpunkten belegt.
Für ein komplettes Spiel sind sieben Durchgänge erforderlich. Diejenige Mannschaft, die in dem Spiel die höhere Punktzahl erreicht ist Sieger. Bei Gleichheit entscheidet die größere Anzahl an gewonnenen Durchgängen. Der Schiedsrichter kann bei ungünstiger Witterung die Zahl der Kehren auf auf fünf oder drei ermäßigen.
Rangfestetzung
Sieger eines Wettkampfes war die Mannschaft, welche im Verlauf des Wettkampfes die meisten Spiele gewonnen hatte. Bei gleicher Anzahl von gewonnenen Spielen wurde diejenige Mannschaft, die in ihren gewonnenen Spielen die höhere Punktzahl erreicht hatte, auf den besseren Rang gesetzt.
Änderung der Rangfestsetzung
Die Rangfestsetzung erfolgte bis zum Winter 1929/30 nach der Anzahl der gewonnenen Spiele. Ab dem Winter 1930/31 wurde die Wertungsmethode grundlegend geändert, und das, wie Wilhelm Neubronner in seinem Büchlein „Der Eisschießsport“ 3 schreibt, aus gutem Grund:
Man ist von dieser Wertungsmethode abgekommen, und das mit Recht, da es bei einem Wettkampf nicht darauf ankommt wie viele Spiele ich gewinne, sondern wie ich mich gegen alle meine Gegner gehalten habe.
Die Rangfestetzung erfolgte von diesem Zeitpunkt an nach der errechneten Note.
Zu diesem Zweck wurde alle Spiele einer Mannschaft in ein Sammelwertungsblatt eingetragen und Summe alle erreichten Stockpunkte und die Summe der Stockpunkte der jeweiligen Gegner ermittelt. Anschließend dividierte man die Summe der eigenen Stockpunkte durch die Summe der gegnerischen Stockpunkte und errechnete so auf drei Nachkommastellen genau die Note (auch Teiler, Quote, oder Quotient).
Die Mannschaft, welche die höchste Note erreicht hatte, war Sieger eines Wettkampfes. Die Anzahl der gewonnenen Spiele wurde dabei vollkommen außer Acht gelassen.