Entwicklung der Daube

Entwicklung der Daube

Ku­geln als Ziel­mar­ken

Bei den Ku­gel­wurf­spie­len des Mit­tel­al­ters, die als Vor­läu­fer des Eis­schie­ßens gel­ten, be­nutz­te man von jeher als Ziel­ob­jekt Ku­geln, die im Ver­hält­nis zu den Spiel­ku­geln etwas klei­ner waren. Und auch bei den heu­ti­gen Ku­gel­spie­len Boc­cia und Boule wird auf Ziel­ku­geln ge­spielt. Beim Eis­schies­sen ver­wen­de­te man zu­nächst klei­ne Stein­chen, höl­zer­ne Qua­der, Wür­fel oder Holz­plöck­chen, auf die bei ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten der Geld­ein­satz ge­legt wurde. In man­chen Ge­gen­den wur­den aber auch „ku­ge­li­ge Holz­stü­cke“ und Holz­ku­geln als Ziel ein­ge­legt. Diese wur­den vorab ins Feuer ge­legt wur­den, um sie zu schwär­zen und so bes­ser sicht­bar zu ma­chen.

Simon Wid­mo­ser holt zwei Ku­geln, die er mit dem Beil aus Tan­nen­holz zu­recht ge­hau­en, und legt sie ins Feuer, um sie zu schwär­zen; das seien die bei­den „Hasl“, die Ziele, …

… so heißt 1903 es in den Mit­tei­lun­gen des Al­pen­ver­eins 1

Im Laufe der Zeit setz­ten sich Holz­wür­fel als Ziel­ob­jekt beim Eis­stock­schie­ßen immer mehr durch. Diese waren für das Spiel auf Eis bes­ser ge­eig­net als Ku­geln und zudem ein­fa­cher her­zu­stel­len. Le­dig­lich bei der Pinz­gau­er Spiel­art des Eis­schie­ßens greift man heute noch tra­di­tio­nell auf Ziel­ku­geln aus Holz oder Me­tall zu­rück. Holz­ku­geln wer­den auch in den Re­geln für das Pinz­gau­er Prä-Eis­schies­sen 2 (ca. 1920) als Ziel­mar­ken ge­nannt.

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Be­zeich­nun­gen für das Ziel – die Daube

Für das Ziel beim Eis­schie­ßen gibt es un­ter­schied­li­che Aus­drü­cke.

  • Ha­serl, Hase, bayr. „Hoas“
  • Katz‘, Katzl, Katze
  • Moasl, Meise (hauptäsch­lich in Tirol)
  • Bro­cken, bayer. „Bro­cka“. Ein Bro­cken be­zeich­net dabei ein un­re­gel­mä­ßig ge­form­tes, meist von etwas Grö­ße­rem ab­ge­bro­che­nes Stück und steht zudem in der Jä­ger­spra­che für einen Köder.

All diese Be­grif­fe deu­ten auf die Ver­bun­den­heit zwi­schen Jagd und Eis­schie­ßen hin.

Im 18. Jahr­hun­dert war das Eis­schies­sen auch ein be­lieb­ter Zeit­ver­treib der Brauknech­te ge­wor­den. Jede Braue­rei un­ter­hielt be­triebs­be­dingt einen oder auch meh­re­re Brau­wei­her und diese boten bei ent­spre­chen­den Mi­nus­gra­den her­vor­ra­gen­de Eis­schiess­be­din­gun­gen. Die Brauknech­te schnit­ten die zum Spie­len not­wen­di­gen Ziel­wür­fel aus den Fass­dau­ben 3. Die Ziel­wür­fel beim Eis­schies­sen wer­den seit die­ser Zeit als „Daube“ be­zeich­net.

Die von den Schrift­stel­lern des aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­derts ver­wen­de­te Schreib­wei­se „Taube“ oder „Thau­be“ ist in­so­weit ir­re­füh­rend. Eine Daube hat nichts mit dem Vogel aus der Fa­mi­lie der Co­lum­bi­dae und schon gar nichts mit einem ge­hör­lo­sen Weib zu tun. Der Be­griff Daube hat sich letzt­end­lich durch­ge­setzt und auch in den of­fi­zi­el­len Re­gel­wer­ken Nie­der­schlag ge­fun­den.

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Die Holz­dau­be

Mit der Ein­füh­rung des wett­kampf­mä­ßi­gen Eis­schie­ßens wur­den auch Form und Größe der Dau­ben ge­normt.

1921 4 1935 5 1959 6
Wür­fel, 10 x 10 cm Wür­fel, 10 x 10 cm Wür­fel, 10 x 10 cm
Ei­chen­holz Holz Weich­holz
glatt ge­ho­bel­te Flä­chen glatt ge­ho­bel­te Flä­chen glatt ge­ho­bel­te Flä­chen
etwas rund ge­bro­che­ne Kan­ten ohne ab­ge­schräg­te­Kan­ten ohne ab­ge­schräg­te Kan­ten

Für den Som­mer­stock­sport auf Asphalt­bah­nen waren spä­ter aber auch Holz­dau­ben mit einer Grund­flä­che von 10 x 10 cm und einer Höhe von 7 cm zu­ge­las­sen.

Holz­dau­ben

Der bes­se­ren Er­kenn­bar­keit auf Schnee­bah­nen wegen wur­den die Dau­ben mit­un­ter rot oder blau ge­stri­chen. Beim Spie­len unter schlech­ten Licht­ver­hält­nis­sen ver­wen­de­te man auch weiß ge­stri­che­ne Dau­ben oder wi­ckel­te die Dau­ben in weiße Tü­cher (Ta­schen­tü­cher), um sie bes­ser er­ken­nen zu kön­nen.

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Nach­tei­le der Holz­dau­be

Wür­fel­för­mi­ge Holz­dau­ben waren un­be­re­chen­bar und oft­mals spiel­te der Fak­tor Zu­fall in einem Wett­kampf die ent­schei­den­de Rolle:

  • Holz­dau­ben hiel­ten den Be­an­spru­chun­gen wäh­rend des Spie­les oft­mals nicht Stand und bra­chen un­ver­hofft aus­ein­an­der. Bei wäh­rend eines Spie­les aus­ein­an­der­ge­bro­che­nen Dau­ben wurde das je­weils grö­ße­re Stück ge­wer­tet und die klei­ne­ren Bruch­stü­cke aus dem Spiel ent­fernt. Erst in der nächs­ten Kehre wurde wie­der eine un­be­schä­dig­te Daube ein­ge­legt.
  • Da bei der Er­mitt­lung der Best­la­ge immer die kür­zes­te Ent­fer­nung zur Daube maß­ge­bend war, muss­te je nach Lage der Daube auf eine Ecke oder auf eine Kante ge­mes­sen wer­den.
  • Der Lauf der Daube war auf­grund der ecki­gen Form un­vor­her­seh­bar – ins­be­son­de­re dann, wenn diese ins Rol­len kam oder an Hin­der­nis­se (Stö­cke) an­schlug.

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Die Rund­dau­be

Um dem Zu­fall Ein­halt zu ge­bie­ten er­setz­te man auf In­itia­ti­ve der Tech­ni­schen Prüf­stel­le Gen­dorf (TPG) 7 im Jahre 1978 den art­frem­den qua­dra­ti­schen Mess­fleck (Grund­flä­che der Daube) durch ein Run­den. Zu­nächst soll­ten mehr­fach ver­leim­te, mit Kunst­stoff be­schich­te­te Rund­dau­ben aus Holz ein­ge­setzt wer­den. Letzt­end­lich setz­te sich aber Gummi als Ma­te­ri­al für die Dau­ben durch, auch wenn diese eine ge­wis­se Puf­fer­wir­kung ent­fal­ten, wenn sie zwi­schen auf­ein­an­der­pral­len­de Eisstö­cke ge­ra­ten.

Bei of­fi­zi­el­len Wett­be­wer­ben sind seit 1978 nur noch Rund­dau­ben aus Gummi zu­ge­las­sen.

Eine Rund­dau­be ist ein Hart­gum­mi­ring mit einer mit Nop­pen, Ril­len oder Ste­gen pro­fi­lier­ten Gleit­sei­te für Eis sowie einer glat­ten Seite für Som­mer­sport­bö­den.

Rund­dau­be pro­fi­lier­te Seite | glat­te Seite

Aus Regel 211 i.V.m. Abb. 12 der IER er­ge­ben sich fol­gen­de Ab­mes­sun­gen für eine Rund­dau­be:

  • Au­ßen­durch­mes­ser: 120 mm
  • In­nen­durch­mes­ser: 58 – 60 mm
  • Höhe (ein­schl. Pro­fi­lie­rung: 3 mm): 40 – 45 mm
  • Ge­wicht: 0,38 – 0,43 kg

Im In­nen­durch­mes­ser sind vier Zen­trier­hil­fen zum ge­nau­en Ein­le­gen auf das Mit­tel­kreuz an­ge­bracht.

An­mer­kung: Ver­ein­zelt wurde be­reits dar­über nach­ge­dacht, die Daube durch ein schwe­rer zu be­we­gen­des Ziel­ob­jekt zu er­setz­ten. Im of­fi­zi­el­len Re­gel­heft – 5. Auf­la­ge, gül­tig ab 01.10.1997 – war be­reits von einem so­ge­nann­ten Tur­nier-Puck (Durch­mes­ser 150 mm, Masse 0,52 – 0,57 kg) die Rede. Da­hin­ge­hen­de Re­gel­än­de­run­gen sind der­zeit aber nicht zu er­war­ten und zwi­schen­zeit­lich auch wie­der aus den Re­gel­bü­chern ver­schwun­den.

  1. → Alplerische Winterfreuden im Sommer von Prof. H. Cranz in Stuttgart. Aus den Mitteilungen des Deutsch-Österr. Alpenvereins, Jahrgang 1903 ↩
  2. unter Nr. 7 heißt es hier: Von Seite der Moar ist auf die Kugel zu schießen, … ↩
  3. Fassdauben: Längshölzer bei der Herstellung von Holzfässern. ↩
  4. → Wettspiel-Ordnung für den Bayerischen Eislauf-Verband von 1921 – Kapitel IV und → Eis-Wettschieß-Ordnung von 1925 ↩
  5. Eis-Wettschieß-Ordnung von 1935 – § 9 ↩
  6. Internationale Wettkampfbestimmungen von 1959 – Tz. 1.9.2 ↩
  7. Dipl.-Ing. Dieter Gustav Söpper, im Auftrag der Technischen Kommission der IFE ↩