Entwicklung der Daube
Kugeln als Zielmarken
Bei den Kugelwurfspielen des Mittelalters, die als Vorläufer des Eisschießens gelten, benutzte man von jeher als Zielobjekt Kugeln, die im Verhältnis zu den Spielkugeln etwas kleiner waren. Und auch bei den heutigen Kugelspielen Boccia und Boule wird auf Zielkugeln gespielt. Beim Eisschiessen verwendete man zunächst kleine Steinchen, hölzerne Quader, Würfel oder Holzplöckchen, auf die bei verschiedenen Spielarten der Geldeinsatz gelegt wurde. In manchen Gegenden wurden aber auch „kugelige Holzstücke“ und Holzkugeln als Ziel eingelegt. Diese wurden vorab ins Feuer gelegt wurden, um sie zu schwärzen und so besser sichtbar zu machen.
Simon Widmoser holt zwei Kugeln, die er mit dem Beil aus Tannenholz zurecht gehauen, und legt sie ins Feuer, um sie zu schwärzen; das seien die beiden „Hasl“, die Ziele, …
Im Laufe der Zeit setzten sich Holzwürfel als Zielobjekt beim Eisstockschießen immer mehr durch. Diese waren für das Spiel auf Eis besser geeignet als Kugeln und zudem einfacher herzustellen. Lediglich bei der Pinzgauer Spielart des Eisschießens greift man heute noch traditionell auf Zielkugeln aus Holz oder Metall zurück. Holzkugeln werden auch in den Regeln für das Pinzgauer Prä-Eisschiessen 2 (ca. 1920) als Zielmarken genannt.
Bezeichnungen für das Ziel – die Daube
Für das Ziel beim Eisschießen gibt es unterschiedliche Ausdrücke.
- Haserl, Hase, bayr. „Hoas“
- Katz‘, Katzl, Katze
- Moasl, Meise (hauptäschlich in Tirol)
- Brocken, bayer. „Brocka“. Ein Brocken bezeichnet dabei ein unregelmäßig geformtes, meist von etwas Größerem abgebrochenes Stück und steht zudem in der Jägersprache für einen Köder.
All diese Begriffe deuten auf die Verbundenheit zwischen Jagd und Eisschießen hin.
Im 18. Jahrhundert war das Eisschiessen auch ein beliebter Zeitvertreib der Brauknechte geworden. Jede Brauerei unterhielt betriebsbedingt einen oder auch mehrere Brauweiher und diese boten bei entsprechenden Minusgraden hervorragende Eisschiessbedingungen. Die Brauknechte schnitten die zum Spielen notwendigen Zielwürfel aus den Fassdauben 3. Die Zielwürfel beim Eisschiessen werden seit dieser Zeit als „Daube“ bezeichnet.
Die von den Schriftstellern des ausgehenden 19. Jahrhunderts verwendete Schreibweise „Taube“ oder „Thaube“ ist insoweit irreführend. Eine Daube hat nichts mit dem Vogel aus der Familie der Columbidae und schon gar nichts mit einem gehörlosen Weib zu tun. Der Begriff Daube hat sich letztendlich durchgesetzt und auch in den offiziellen Regelwerken Niederschlag gefunden.
Die Holzdaube
Mit der Einführung des wettkampfmäßigen Eisschießens wurden auch Form und Größe der Dauben genormt.
1921 4 | 1935 5 | 1959 6 |
Würfel, 10 x 10 cm | Würfel, 10 x 10 cm | Würfel, 10 x 10 cm |
Eichenholz | Holz | Weichholz |
glatt gehobelte Flächen | glatt gehobelte Flächen | glatt gehobelte Flächen |
etwas rund gebrochene Kanten | ohne abgeschrägteKanten | ohne abgeschrägte Kanten |
Für den Sommerstocksport auf Asphaltbahnen waren später aber auch Holzdauben mit einer Grundfläche von 10 x 10 cm und einer Höhe von 7 cm zugelassen.
Holzdauben |
Der besseren Erkennbarkeit auf Schneebahnen wegen wurden die Dauben mitunter rot oder blau gestrichen. Beim Spielen unter schlechten Lichtverhältnissen verwendete man auch weiß gestrichene Dauben oder wickelte die Dauben in weiße Tücher (Taschentücher), um sie besser erkennen zu können.
Nachteile der Holzdaube
Würfelförmige Holzdauben waren unberechenbar und oftmals spielte der Faktor Zufall in einem Wettkampf die entscheidende Rolle:
- Holzdauben hielten den Beanspruchungen während des Spieles oftmals nicht Stand und brachen unverhofft auseinander. Bei während eines Spieles auseinandergebrochenen Dauben wurde das jeweils größere Stück gewertet und die kleineren Bruchstücke aus dem Spiel entfernt. Erst in der nächsten Kehre wurde wieder eine unbeschädigte Daube eingelegt.
- Da bei der Ermittlung der Bestlage immer die kürzeste Entfernung zur Daube maßgebend war, musste je nach Lage der Daube auf eine Ecke oder auf eine Kante gemessen werden.
- Der Lauf der Daube war aufgrund der eckigen Form unvorhersehbar – insbesondere dann, wenn diese ins Rollen kam oder an Hindernisse (Stöcke) anschlug.
Die Runddaube
Um dem Zufall Einhalt zu gebieten ersetzte man auf Initiative der Technischen Prüfstelle Gendorf (TPG) 7 im Jahre 1978 den artfremden quadratischen Messfleck (Grundfläche der Daube) durch ein Runden. Zunächst sollten mehrfach verleimte, mit Kunststoff beschichtete Runddauben aus Holz eingesetzt werden. Letztendlich setzte sich aber Gummi als Material für die Dauben durch, auch wenn diese eine gewisse Pufferwirkung entfalten, wenn sie zwischen aufeinanderprallende Eisstöcke geraten.
Eine Runddaube ist ein Hartgummiring mit einer mit Noppen, Rillen oder Stegen profilierten Gleitseite für Eis sowie einer glatten Seite für Sommersportböden.
Runddaube profilierte Seite | glatte Seite |
Aus Regel 211 i.V.m. Abb. 12 der IER ergeben sich folgende Abmessungen für eine Runddaube:
- Außendurchmesser: 120 mm
- Innendurchmesser: 58 – 60 mm
- Höhe (einschl. Profilierung: 3 mm): 40 – 45 mm
- Gewicht: 0,38 – 0,43 kg
Im Innendurchmesser sind vier Zentrierhilfen zum genauen Einlegen auf das Mittelkreuz angebracht.
Anmerkung: Vereinzelt wurde bereits darüber nachgedacht, die Daube durch ein schwerer zu bewegendes Zielobjekt zu ersetzten. Im offiziellen Regelheft – 5. Auflage, gültig ab 01.10.1997 – war bereits von einem sogenannten Turnier-Puck (Durchmesser 150 mm, Masse 0,52 – 0,57 kg) die Rede. Dahingehende Regeländerungen sind derzeit aber nicht zu erwarten und zwischenzeitlich auch wieder aus den Regelbüchern verschwunden.
- → Alplerische Winterfreuden im Sommer von Prof. H. Cranz in Stuttgart. Aus den Mitteilungen des Deutsch-Österr. Alpenvereins, Jahrgang 1903 ↩
- unter Nr. 7 heißt es hier: Von Seite der Moar ist auf die Kugel zu schießen, … ↩
- Fassdauben: Längshölzer bei der Herstellung von Holzfässern. ↩
- → Wettspiel-Ordnung für den Bayerischen Eislauf-Verband von 1921 – Kapitel IV und → Eis-Wettschieß-Ordnung von 1925 ↩
- Eis-Wettschieß-Ordnung von 1935 – § 9 ↩
- Internationale Wettkampfbestimmungen von 1959 – Tz. 1.9.2 ↩
- Dipl.-Ing. Dieter Gustav Söpper, im Auftrag der Technischen Kommission der IFE ↩