Kaluiten Eisschießen der Niederländer

Kaluiten – Eisschießen der Niederländer

Der Niederländer Horst Peets schreibt 1960 in Sport, die wichtigste Nebensache der Welt 1:

Drucke aus dem 16. und 17. Jhdt. zeigen, dass Kaluiten damals ein beliebter Wintersport in unserer Gegend (hier Flandern) war. Das Spiel wurde auf einer Eisfläche gespielt und bestand darin, einen hölzernen Eisstock (houten kaluitblokken) möglichst nahe an ein Ziel zu schieben. Aller Wahrscheinlichkeit ist Kaluiten der Vorläufer des schottischen Curling.

Kaluiten kann bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Das Spiel ist aber vermutlich wesentlich älter, zumal das schottische Curling, das aus dem Kaluiten hervorgegangen sein soll, nachweislich schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts bekannt war.

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Niederländische Malerei des 16. u. 17. Jahrhunderts

Die ersten Nachweise winterlicher Vergnügungen auf Eis und Schnee liefern die flämischen Maler des 16. Jahrhunderts. Die Veränderung des Weltbildes in der Renaissance hatte weitreichenden Einfluss auf Kunst und insbesondere auf die → Niederländische Malerei und so sind auf verschiedenen Gemälden aus dieser Zeit auch winterliche Szenen mit sich bei verschiedenen Spielen auf dem Eis vergnügenden Menschen und mitunter sogar „Eisschützen“ abgebildet.

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Etymoligicon Teutonicae Linguae

Die ersten schriftlichen Hinweise auf ein Schubspiel aus den Niederlanden, das auf eisigem Untergrund gespielt wird, stammen aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Im Wörterbuch der germanischen Sprache, dem „Etymoligicon Teutonicae Linguae“ von Cornelis Kiliaan 2 aus dem Jahre 1599 wird ein Spiel beschrieben, das mit „Scheiben auf eisiger Fläche“ gespielt wird. Unter dem Eintrag kayuten bzw. kallityten heißt es hier:

„Ludere massis sive globis glacialis, certare discis in aequore glaciato“

was so viel bedeutet wie: „Gruppen von Menschen spielen gegeneinander mit gefrorenen Kugeln, konkurrieren mit Scheiben auf dem gefrorenen Meer.“

Einzelheiten zu diesem Spiel sind in diesem Zusammenhang nicht überliefert. Dass es sich bei diesem Spiel, das später unter dem Namen Kaluiten bekannt war, um ein mit dem Eisschiessen vergleichbares Spiel handelt und in Breughels Gemälden dargestellt ist, lässt sich aber aus weiteren Beschreibungen aus dem 19. Jahrhundert schlussfolgern.

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Allgemeen Vlaamisch Idioticon

Im Allgemeen Vlaamisch Idioticon (Lexikon der flämischen Mundart, 1865 – 1870) von Lodewijk Willem Schuermans 3 heißt es zu

  • Kaluiten: zeker spel dat op het ijs gespeelt wordt. Het geschiedt op dezelfde wijze als het bollen op de bollebaan (Übersetzung: Bestimmtes Spiel das auf dem Eis gespielt wird, dies geschieht auf dieselbe Weise wie das Kegeln auf der Kegelbahn).
  • Kaluitblok: stuk van eennen boom gezaagd , voorzien van eenen ijzeren band, in welks midden een stok steekt, dienende om den blok voort te werpen (Übersetzung: Von einem Baumstamm abgesägtes Stück, mit einem eisernen Ring versehen, in welchem in der Mitte ein Stock steckt, der dazu dient, den Klotz zu werfen).

Daß es sich bei dem Spiel Kaluiten (vormals kayuten, kallityten) um eine frühe Form des Eisschießens handelt gilt als sicher. Wie das Spiel aber in die Niederlande gekommen ist und/oder ob es sich in dieser Form in den Niederlanden entwickelt hat, ist nicht bekannt.

Das Spiel wird auch in „Kinderspiel und Kinderlust in den südlichen Niederlanden“ (siehe oben) erwähnt. Dabei heißt es, daß die Regeln weitgehend unbekannt sind, zudem wird offengelassen, ob dieses Spiel von Kindern oder von Erwachsenen gespielt wurde.

 

  1. Sport, die wichtigste Nebensache der Welt, von Horst Peets (niederländischer Sportjournalist), Verlag Schünemann, 1960
  2. Cornelis Kiliaan, eigentlich Cornelis (van) Kiel, geboren Cornelis Abts, (geb. in Duffel, ca. 1529; gest. 15. April 1607 in Antwerpen), niederländischer Sprachgelehrter und Dichter.
  3. Lodewijk Willem Schuermans, auch Louis William Schuermans (geb. 27. Januar 1821 in Campenhout, gest. 1891), niederländischer Literat