Entwicklung der Eisstöcke
Erste Sommerstöcke
Erste Versuche
Die ersten Versuche im Sommerstocksport wurdne um das Jahr 1920 unternommen. Zunächst spielte man auf Tannennadelbahnen und ab den 1930er-Jahren auch auf Holzbahnen. Gespielt wurde jeweils mit herkömmlichen Eisstöcken, wie sie auch auf Winterbahnen verwendet wurden. Anfang der 1960er-Jahre kam es vor Allem in Südostbayern aufgrund mehrerer warmer Winter zu erheblichen Beeinträchtigungen im Spielbetrieb der Eisschützen. Die Eisschützen suchten deshalb nach Alternativen, um von den Außentemperaturen unabhängiger zu sein.
Der „Rolly“
Aus Plattling wird im Jahre 1961 von einem Eisstock mit abnehmbarem Griff und einer auf Kugellagern laufenden Bodenplatte berichtet. Dieser als „Rolly“ bezeichnete Eisstock, der zum Spielen auf Betonflächen und Parkett geeignet war, war derart aufsehenerregend, daß sogar das Bayerische Fernsehen am 30.08.1961 zu Dreharbeiten nach Plattling kam. Diese Konstruktion konnte sich letztendlich aber nicht durchsetzen und geriet in den folgenden Jahren wieder in Vergessenheit.
Der Bürstenstock
Da man beim Sommerstock-Schiessen aber nach wie vor vom Wetter abhängig war, suchte man auch nach einer „Indoor“-Variante. Ab etwa 1963 wollte man deshalb auf Parkettböden in Turnhallen und Tanzsälen spielen. Weil aber die Gefahr bestand, dass die Metallringe der Eisstöcke die Hallenwände beschädigen würden und die Holzlaufsohlen die Parkettböden zu zerkratzen drohten, mussten umfangreiche Änderungen am Stockaufbau vorgenommen werden. Die Gen-dorfer „Eisstocktüftler“ konstruierten daraufhin einen Eisstock mit einem
- Gesamtdurchmesser von 220 mm
(einschließlich einer dickwandigen 12 mm-Gummierung), und einem - Gesamtgewicht von 3,8 – 4,0 kg.
Um auf Parkett- und PVC-Böden mit einer maximalen Länge von 25 Metern ein kontrolliertes Laufverhalten zu erreichen, wurden auch spezielle Laufsohlenbeläge entwickelt:
- eine Laufsohle mit ca. 300 kreisförmig angeordneten, pinselartigen Bürsten mit 5,5 mm Durchmesser und 12 mm Länge, bestehend aus Rosshaar,
- eine ebensolche Laufsohle mit Bürsten aus Nylon 1 und
- eine Laufsohle, die ganzflächig mit Naturfilz bezogen war.
Damit beim Vergleich mit einem herkömmlichen Eisstock bei einem um 5 cm kleineren Durchmesser eines Bürstenstockes ein nahezu identisches Gewicht von 4,0 kg erreicht werden konnte, wurde eine Grundplatte aus Metall eingesetzt, auf der die Pinselbürsten angebracht waren. Abmessungen und Bauart findet man im heute in Österreich verwendeten → Kärnterstock wieder.
Mitte der 1960-er Jahre wurden im südostbayerischen Raum (vor Allem in den Landkreisen Altötting, Eggenfelden und Pfarrkirchen) viele Bürstenstockturniere durchgeführt. Von einem in der Kantine der Firma Wacker in Burghausen abgehaltenen Großturnier wurde sogar ausführlich im Bayerischen Fernsehen berichtet. Auch im fränkischen Raum werden 1965 erste Vereinsturniere mit Filz- und Bürstenstöcken in Turnhallen erwähnt. Letztendlich setzte sich das Eisschießen mit den Bürstenstöcken aber nicht durch und wurde schließlich vollständig durch das Eisschießen auf Asphalt-Belägen verdrängt. Eine Abwandlung des Bürstenstockschiessen findet man heute im norddeutschen Raum beim → Hallenbosseln.
- Erste vollständig synthetisch (aus Kohlenstoff, Wasser und Luft) hergestellte Kunstfaser. ↩