Entwicklung der Eisstöcke
Erste Sommerlaufsohlen
Erste Versuche auf Asphalt
In Gendorf suchte man nach Möglichkeiten, auf asphaltierten Plätzen (hier zunächst auf dem Parkplatz der Hoechst AG) zu spielen. Innerhalb kürzester Zeit wurden von den Ingenieuren, Chemikern, Schlossern und Tüftlern im Werk Gendorf Laufsohlenbeläge aus verschiedenen Kunststoffen entwickelt, die zum Eisschiessen auf Asphaltflächen geeignet waren. Diese Laufsohlenbeläge wurden auf den Laufsohlen herkömmlicher Eisstöcken angebracht (geklebt, geschraubt oder genagelt). Zu Trainingszwecken wurden in den 1960er Jahren aber auch Eisstöcke benutzt, auf die eine Lauffläche aus Blech genagelt wurde.
Wechselbare Sommerlaufsohlen
Mit der Einführung von Eisstockkörpern mit auswechselbaren Laufsohlen erlebte der Sommerstocksport einen enormen Aufschwung. Stockkörper und Stiele konnten unverändert aus dem Eisstocksport übernommen werden, lediglich die Laufsohlenbeläge mussten den jeweiligen Bodenverhältnissen sowie dem Können der Spieler angepasst werden. Die ersten auswechselbaren Sommerlaufsohlen wurden ab 1960 in Gendorf entwickelt. Dabei wurden auf die vorhandenen Grundplatten Beläge aus Hart- und Weich-PVC 1, Plexiglas 2 oder Pertinax 3 aufgebracht. Die Beläge bedeckten die Lauffläche zum Teil ganzflächig oder bestanden aus mehreren aufgeschraubten Kreisscheiben.
Ähnliche Konstruktionen (sog. Laufpackerl) findet man heute auch beim Pinzgauer Asphalt-Stock.
Laufsohlen mit Negativprofil
Ab 1974 werden Sommerlaufsohlen mit Negativprofil (Rillenplatten) zur Spielbetrieb zugelassen. Auf der Laufseite wurde eine ganzflächig ebene, profilierte Sohle aus Kunststoff (Polyethylen 4) angebracht. Der Laufsohlenbelag musste fest von unten mit der Grundplatte verschraubt sein und durfte keine lockeren oder fehlenden Schrauben aufweisen. Dämpfungen waren strikt verboten. Die Laufsohlen hatten mit dem Gesamtgewicht und den Abmessungen den Winterlaufsohlen zu entsprechen. Bei den Sommerlaufsohlen gab es wie auch bei den Winterlaufsohlen Ausführungen mit gestütztem, ungestütztem Rand und hochgezogenem Rang. Für das Laufverhalten waren die unterschiedlichen Reibewerte (Shore-Härte) des Laufsohlenbelages verantwortlich.
Die Grundplatte, auf der die Laufsohlenbeläge angebracht waren, bestand aus mehrfach verleimtem Sperrholz oder aus armiertem Kunststoff. Das Gesamtgewicht der Laufsohle betrug 0,85 – 1,15 kg.
Härtegrade
Zunächst waren 5 abgestuft laufende Sohlen zugelassen. Zusätzlich gab es eine „Wasserplatte“ (Nr. 10 – glatt), die nur bei Regen zum Einsatz kam. Bis 1980 war bei Regen zudem eine etwas härtere, rote Wasserplatte erlaubt. Diese Platte war ebenfalls nicht profiliert, Grundplatte und Laufsohle bestanden aus einem Stück.
Nr. 10 (glatt) | weiß / rot | 86 – 92 Shore D |
Nr. 11 | grau | 78 – 84 Shore D |
Nr. 12 | weiß | 67 – 72 Shore D |
Nr. 13 | rot | 60 – 65 Shore D |
Nr. 14 | blau | 53 – 58 Shore D |
Nr. 15 | gelb |
- PVC: Amorpher (strukturloser), thermoplastischer Kunststoff. Grundsätzlich hart und spröde, kann durch Zugabe von Weichmacher weich und formbar gemacht werden. ↩
- Plexiglas: Transparenter, thermoplastischer Kunststoff, auch als Acrylglas bekannt. ↩
- Pertinax: Faserverbundwerkstoff aus Papier und einem Phenol-Formaldehyd-Kunstharz, auch Hartpapier genannt. Wird in der Elektrotechnik als Isolierendes Trägermaterial (Leiterplatten) verwendet. ↩
- Polyethylen: Durch Kettenpolymerisation von petrochemisch erzeugtem Ethen hergestellter thermoplastischer Kunststoff. ↩