Entwicklung der Sommerstockbahnen

Entwicklung der Sommerbahnen

Erste Versuche im Sommerstockschießen

Bereits Anfang der 1920-er Jahre spielte man in Bayern im Sommer auf sogenannten Tannennadelbahnen. Zu diesem Zweck breitete man getrocknete Tannen- oder Kiefernnadeln auf einer ebenen Fläche aus, auf der mit herkömmlichen Eisstöcken gespielt werden konnte. Aber auch in den 1950-er Jahren wurde vereinzelt, und insbesondere zu Trainingszwecken, noch auf Lehmböden, die mit Tannennadeln schlüpfriger gemacht wurden, geschossen 1. Um 1930 war dann das Eisschießen auf Holzbahnen eine beliebte, wenn auch noch nicht weit verbreitete Freizeitbeschäftigung. Gespielt wurde auf Bahnen mit kleineren Abmessungen ähnlich einer Kegelbahn. Um die Spielfläche gleitfähiger zu machen, wurde die Bahn entsprechend gewachst bzw. gebohnert. Aus diesen ersten Versuchen im Eisschiessen auf Holzbahnen entwickelte sich in den 1960-er Jahren das Eisschießen mit Bürstenstöcken auf den Parkettböden von Turnhallen und Tanzsälen.

Pressefoto, ‚Atlantic‘, Originalgröße ca. 16,5 x 11,5 cm

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Asphalt- und Terrazzobahnen

Die ersten „Gehversuche“ im Asphaltschießen wurden Anfang der 1960-er Jahre auf asphaltierten Parkplätzen und Gehwegen unternommen. Die vorhandenen Asphaltflächen waren im Hinblick auf Größe und Ebenflächigkeit für das Sommerstockschiessen aber nur bedingt geeignet und so musste nach neuen Lösungen gesucht werden. Ab 1960 wurden Eisstockbahnen mit Belägen aus Terrazzo 2 errichtet. Diese Bahnen mussten während des Spielbetriebes dauernd feucht gehalten werden und waren auch als Wasserbahnen bekannt.

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Die frühen Bodenbeläge

Tannennadelbahn
verwitterter Asphalt
Holzbahn
Terrazzobahn

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Erste Asphaltbahnen

Ab der Mitte der 1960er Jahre wurden die Terrazzobahnen von Asphaltbahnen 3 abgelöst. Diese Entwicklung wurde vor Allem auch durch die Weiterentwicklung der Laufsohlen für den Sommerstocksport begünstigt. Die Reibungswerte der Laufsohlen auf Asphalt sind sehr stark von der Temperatur und der bei der Herstellung der Asphaltdeckschicht verwendeten Asphaltart (Bitumenanteil und Gesteinskörnung) abhängig, und weil es zu dieser Zeit noch keinerlei Erfahrungen im Bau von Sommerstockanlagen gab, wurden viele Bahnen mit unterschiedlichen Asphaltarten und ebenso vielen unterschiedlichen Laufeigenschaften errichtet.

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Erste Richtlinien

Um auf eine im Hinblick auf die spätere Einführung des Sommerspielbetriebs notwendige Vereinheitlichung hinzuwirken, erfolgte schließlich im Juli 1969 im Mitteilungsblatt des Bayerischen Eissport-Verbandes eine erste Veröffentlichung über den Bau von Asphaltbahnen für den Sommerstocksport. Diese noch recht einfach gehaltene Publikation wurde im Jahre 1974 unter Federführung der Technischen Prüfstelle Gendorf ingenieurtechnisch an die sportlichen Belange angepasst. In den von der Technischen Prüfstelle der IFI herausgegebenen Schriften sind mittlerweile ausführliche Richtlinien zum Bau und die Sanierung von Sommerstockbahnen sowie Hinweise und Grundsätze für den Bau von Sommerstocksporthallen enthalten. Diese Richtlinien werden seit 1974 sukzessive um Hinweise auf andere Sommersportböden ergänzt und sind 2017 in der 18. Auflage erschienen.

So werden u.a. an die Ebenheit einer Bahn strenge Anforderungen gestellt:

  • bezogen auf die Bahnenbreite von 3,60 m: ≤ 3 mm (ab 2017: ≤ 4 mm)
  • in Längsrichtung bezogen auf die 4 m Latte: ≤ 5 mm (ab 2017: ≤ 6 mm)

Diese Ansprüche für die Ebenheit gelten gleichermaßen für alle Bodenbeläge.

Die Abmessungen der Asphaltbahnen orientierten grundsätzlich sich an den Winterbahnen (Langbahn: 42 x 4 m). Im Jahre 1973 erfolgte auch hier die Umstellung auf Kurzbahnen (30 x 3 m).

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Sportbodenbeläge


Asphalt

Anfänglich wurden viele Freianlagen mit Deckschichten aus Rundkorn-Asphalt gebaut, weil dieser eine gute Wasserdurchlässigkeit gewährleistete. Asphalt ist im Hinblick auf die Kosten und die einfache Verarbeitung hervorragend als Bodenbelag auch für größere Anlagen mit einer Vielzahl von Spielbahnen geeignet. Der Asphaltbelag nahm mit der Zeit eine waschbetonartige Struktur an und bot insbesondere bei niedrigen Temperaturen und Feuchtigkeit nur geringen Reibungswiderstand. Die strukturbedingt geringere Bitumenanhaftung an Rundkorn 4 führte zwangsläufig aber auch zu einer geringeren Festigkeit des Materials, und so kam es häufig zu Beschädigungen und Materialausbrüchen auf den Bahnen.

Rundkornasphalt

Über die Jahre zeigte sich aber, dass auch der im Straßenbau eingesetzte Splittmastix-Asphalt die an einen Sommerstockbodenbelag gestellten Anforderungen erfüllt. Als Nachteil ist lediglich die fehlende Wasserdurchlässigkeit zu erwähnen, die bei Freianlagen ein Gefälle auf der Spielbahn erforderlich macht. Zudem können sich bei Freianlagen bei Sonneneinstrahlung die Reibewerte stark verändern.

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Betonböden

Seit der generellen Umstellung von Langbahnen auf Kurzahnen im Jahre 1973 werden Sommerstockwettbewerbe auch auf den abgetauten Betonpisten von Eisstadien 5 abgehalten. Diese Böden bieten grundsätzlich gute Laufeigenschaften und sind aufgrund ihrer Abmessungen hervorragend für die Durchführung von großen Wettbewerben geeignet.

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Betonpflaster

Im Jahre 2002 errichtete der SC Oberhummel (Landkreis Freising, Oberbayern) die erste Stocksporthalle mit einem Bodenbelag aus Betonpflastersteinen. In jüngerer Zeit wurden viele neue Sportanlagen mit Pflasterbelägen ausgestattet und zwischenzeitlich werden Betonpflasterbahnen (zumindest in Hallen) auch von der IFI favorisiert. Inwieweit sich Pflasterbahnen auch im Außenbereich durchsetzen werden bleibt abzuwarten.

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Kunststoffbeläge

Mit der 5. Auflage der Internationale Eisstock-Regeln, gültig ab 1. Oktober 1993 werden erstmals auch Sommerstockböden aus thermoplastischen Kunststoffen (PP und PE) zugelassen.

 

  1. Kronenzeitung Salzburg, Samstag den 29.01.2011, Seite 29
  2. Terrazzo (lat. terra = Erde) ist ein schon in der Antike bekannter künstlicher mineralischer Werkstoff für Fußbodenbeläge. Er besteht aus einem Bindemittel wie gebrannter Kalk oder Zement und Zuschlägen aus Gesteins – oder Ziegelsplitt (Marmor, Kalkstein, Flusskies). Er wird trocken gemischt, mit Wasser versetzt auf den Boden aufgebracht und erhält nach dem Trocknen durch Schleifen und Polieren seine endgültige, meist glänzende Oberfläche. Wegen seiner hohen Stoß- und Kratzfestigkeit findet Terrazzo heute Anwendung als Bodenbelag in öffentlichen und privaten Gebäuden (Wohnungen, Eingangshallen, Kantinen) aber auch als Sportboden im Rollschuhsport.
  3. Asphalt (vom altgr. asphaltos = Erdharz) bezeichnet eine natürliche oder technisch hergestellte Mischung aus dem Bindemittel Bitumen und Gesteinskörnungen. Asphalt wird vor allem im Straßenbau (Fahrbahnbefestigungen) und im Hochbau (Bodenbeläge) verwendet. Im Gegensatz zum als gesundheitsgefährdenden Teer, dessen Bindemittel seinem Ursprung in der Steinkohle hat, wird das Bindemittel Bitumen aus Erdöl gewonnen. Die Verwendung von Teer ist in der Bundesrepublik Deutschland im Straßenbau seit 1984 verboten.
  4. Als Rundkorn wird ungebrochenes Gestein und Gestein, dessen Oberfläche zu weniger als 50 % aus Bruchflächen besteht, bezeichnet.
  5. Erstes großes Sommerturnier zum 25-jährigen Gründungsjubiläum des SV Gendorf im Jahre 1974.