Olympische Winterspiele 1936

Olympische Winterspiele 1936

Vergabe der Spiele

Bereits im Jahre 1931 waren die Olympischen Spiele für das Jahr 1936 vom Internationalen Olympischen Komitee nach Berlin vergeben worden. Einziger bis zuletzt verbliebener Gegenkandidat war Barcelona. Mit der Vergabe der Sommerspiele verbunden war auch das Vorrecht für die Austragung der Olympischen Winterspiele. Da Deutschland zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen geeigneten Wintersportort hatte, hatten sich auch Montreal und St. Moritz um die Ausrichtung der Winterspiele beworben. Auf deutscher Seite bemühten sich die Gemeinden Garmisch und Partenkirchen, sowie Schreiberhau und Braunlage um die Ausrichtung. Als weitere Bewerber kamen später noch Schierke und Oberhof hinzu. Der Deutsche Olympische Ausschuss legt sich im Mai 1933 für Garmisch und Partenkirchen als Austragungsorte fest und am 7. Juni 1933 fällte das Internationale Olympische Komitee die endgültige Entscheidung zugunsten dieser beiden Wintersportorte.

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Gemäß Tz. 6 der Allgemeinen Bestimmungen zur Feier der Olympischen Spiele war es dem Organisationskomitee vorbehalten, außerhalb des eigentlichen Programms die Vorführung von zwei Sportarten vorzubereiten; und zwar 1) eines nationalen Sport und 2) eines Sports, der dem veranstaltenden Land fremd ist. Die Wahl viel letztendlich auf den Militär-Ski-Patrouillenlauf 1 und das Eisschießen.

Eisschießen auf dem Rießersee

Das obige Bild 2 zeigt die Eisschützen auf dem Rießersee beim olympischen Mannschaftsschießen.

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Organisation der Eisschieß-Wettbewerbe

Karl Ritter von Halt, der Präsident des Organisationskomitees für die IV. Olympischen Winterspiele, hatte → Dr. Max Engelhard beauftragt, alle Wettbewerbe auf dem Eis für die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen vorzubereiten. Dr. Engelhard wird dabei maßgeblich von dem ortsansässigen Apotheker Ludwig Ryhiner unterstützt. Für die Wettbewerbe im Eisschiessen war → Josef Dötsch als Vorsitzender der Abteilung Eisschiessen im Fachausschuss für Eissport zuständig. Vor und während der Spiele wurde Dötsch von Heinz Bechtel (Frankfurt a. Main) entlastet.

  • Allgemeine organisatorische Oberleitung: Josef Dötsch (Deutschland)
  • Schiedsrichter: G. Hirte (Deutschland)
  • Kampfrichter: G. Bernreiter, H. Bechtel, E. Dietl, J. Eisch, S. Fuchs, J. Gantschnig, P. Holst, A. Müller, G. Retzer, F. Roth, H. Wurst (alle Deutschland)

Die Belange des Eisschießens wurden offiziell durch den Deutschen Eislauf-Verband als nationalem Verband, mit dem Leiter Josef Dötsch, vertreten. Der Verband wurde aber schon kurz nach den Olympischen Spielen in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert.

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Das Regelwerk

Bei den Olympischen Spielen galten die sportlichen Regeln derjenigen internationalen Verbände, die nach der im Jahre 1921 in Lausanne festgelegten Begriffsbestimmung anerkannt wurden. Da das Eisschießen zu dieser Zeit aber noch nicht von einem internationalen Verband geregelt wurde, mussten im Hinblick auf die olympischen Vorführungen vom Organisationskomitee gem. Tz. 22 der Allgemeinen Bestimmungen „erforderliche“ Maßnahmen getroffen werden. Vom Deutschen Reichsbund für Leibesübungen wurden deshalb bereits im Jahre 1935 amtliche Wettkampfbestimmungen für Eisschiessen in Form einer 15 Seiten umfassenden Eis-Wettschieß-Ordnung herausgegeben. Beim Eisschiessen wird seither zwischen „olympischem“ und „wildem“ Schießen unterschieden.

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Die Wettkämpfe im Eisschießen

Die Eisschiess-Wettbewerben, bei denen keine Eintrittsgelder erhoben wurden, fanden großen Anklang bei den Zuschauern und auch hohe Funktionäre wie der Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten und der Staatssekretär im Reichsinnenministerium Hans Pfundtner zeigten sich als Freunde des Eisstockschießens.

Hans von Tschammer u. Osten
Hans Pfundtner

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Die internationalen Wettkämpfe im Eisschießen konnten am 9. und 10. Februar 1936 bei besten Eisverhältnissen durchgeführt werden. Auf dem Riessersee standen 8 Eisschiessbahnen für Mannschaftskämpfe, 2 für Einzelzielschießen und eine Weitschießbahn mit 200 m Länge und 7 m Breite zur Verfügung. Den Eisstock-Wettkämpfen, die Ritter von Halt persönlich eröffnete, wohnte auch der Präsident des IOC, Graf Henry De Baillet-Latour (Belgien) bei.

Einmarsch der Österreicher
Georg Edenhauser

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Mit der Moarschaft „Tirol“ vom Wintersportverein Zillertal, Sektion Fügen mit dem damaligen Präsidenten des Bundesverbandes Österreichischer Eisschützen Wilhelm Silbermayr, dem Grazer Ignaz Reiterer und Georg Edenhauser aus Saalfelden (Salzburg) siegten in allen Bewerben Teilnehmer aus) Österreich. Insgesamt nahmen an diesen Wettbewerben 52 Sportler aus Deutschland (19), Österreich (23) und der Tschechoslowakei (10) teil. Frankreich und die Schweiz hatten zwar gemeldet, waren aus politischen Gründen den Wettkämpfen aber ferngeblieben, die Sportler aus Südtirol (Italien) hatten vom faschistischen Regime des Benito Mussolini keine Ausreisegenehmigung erhalten.

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Siegermannschaft des WSV Zillertal: v.l.n.r. Otto Ritzl, Anton Ritzl, Rudolf Rainer, Wilhelm Pichler, vorne sitzend Wilhelm Silbermayr – Foto rechts: Der österreichische Mannschaftsführer gratuliert Georg Edenhauser zum Sieg im Weitschießen.


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Einzel-Weitschießen für Herren

09. Februar 1936 – Beginn: 9:30 Uhr

Jeder Teilnehmer hatte 3 Schüsse, von denen der jeweils Weiteste gewertet wurde.

Für Deutschland starteten: Ludwig Retzer (Bad Aibling), Ferdinand Erb (Miesbach), Max Pfeffer (Zwiesel) und Lorenz Kollmansberger (Rießersee).

Rang Nr. Name, Vorname Nation 1. 2. 3. Bester
1. 4 Edenhauser, Georg Österreich 1) 154,60 145,80 154,60
2. 3 Mosshammer, Friedrich Österreich 143,10 145,00 142,60 145,00
3. 11 Retzer, Ludwig Deutschland 144,60 1) 144,30 144,60
4. 9 Erb, Ferdinand Deutschland 140,00 130,50 124,60 140,00
5. 1 Schaffernack, Anton Österreich 139,80 1) 1) 139,80
6. 10 Pfeffer, Max Deutschland 137,60 1) 133,70 137,60
7. 12 Kollmannsberger, Lorenz Deutschland 127,60 110,80 125,80 127,60
8. 5 Wolfinger, Karl Tschechoslowakei 1) 101,80 107,00 107,00
9. 2 Ischepp, August Österreich 1) 1) 102,00 102,00
x 6 Bernhardt, Hans Tschechoslowakei x x x x
x 7 Feistner, Wilhelm Tschechoslowakei x x x x
x 8 Arnhold, Friedrich Tschechoslowakei x x x x

1) = Schuß wurde nicht gewertet
x) = Gemeldet, aber nicht gestartet

Mannschaftsschießen für Herren

09. Februar 1936 – Beginn: 13:00 Uhr

Insgesamt nahmen acht Mannschaften an dem Wettbewerb teil. Die Rangfestsetzung erfolgte ausschließlich nach dem Verhältnis der Stockpunkte (Note), die Anzahl der gewonnenen bzw. verlorenen Spiele blieb unberücksichtigt.

Rang Nr. Nation Moarschaft Spiele Stockpunkte Note
1. 1 Österreich 1 Tirol 6 – 1 154 – 75 2,053
2. 8 Deutschland 3 Miesbach 3,5 – 3,5 157 – 86 1,825
3. 2 Österreich 2 Steiermark 6 – 1 141 – 90 1,567
4. 7 Deutschland 2 Straubing 3 – 4 125 – 100 1,250
5. 6 Deutschland 1 Zwiesel 3,5 – 3,5 95 – 119 0,798
6. 3 Österreich 3 Kärnten 3 – 4 111 – 142 0,782
7. 4 Tschechoslowakei 1 3 – 4 100 – 135 0,741
8. 5 Tschechoslowakei 2 0 – 6 62 – 198 0,313

Spielergebnisse (in Klammer die Startnummer des Gegners)

Nr. Moarschaft Spiel 1 Spiel 2 Spiel 3 Spiel 4 Spiel 5 Spiel 6 Spiel 7 Summe
1 Tirol (5) 21-10 (3) 34-3 (7) 23-14 (8) 18-15 (2) 10-18 (6) 21-3 (4) 27-12 154-75
2 Steiermark (4) 23-6 (7) 18-3 (6) 11-16 (5) 20-14 (1) 18-10 (8) 20-19 (3) 31-12 141-90
3 Kärnten (7) 18-8 (1) 3-34 (8) 5-34 (4) 12-27 (6) 32-3 (5) 28-5 (2) 12-31 111-142
4 Tschech. 1 (2) 6-23 (6) 16-6 (5) 29-8 (3) 27-12 (8) 3-32 (7) 7-27 (1) 12-27 100-135
5 Tschech. 2 (1) 10-21 (8) 7-36 (4) 8-29 (2) 14-20 (7) 5-34 (3) 5-28 (6) 13-30 62-198
6 Zwiesel (8) 15-15 (4) 6-16 (2) 16-11 (7) 22-11 (3) 3-32 (1) 3-21 (5) 30-13 95-119
7 Straubing (3) 8-19 (2) 3-18 (1) 14-23 (6) 11-22 (5) 34-5 (4) 27-7 (8) 18-6 125-100
8 Miesbach (6) 15-15 (5) 36-7 (3) 34-5 (1) 15-18 (4) 32-3 (2) 19-20 (7) 6-18 157 – 86

Teilnehmer am Mannschaftsschießen

1. Österreich 1 – Tirol (1)
Wilhelm Silbermayr, Anton Ritzl, Otto Ritzl, Wilhelm Pichler, Rudolf Rainer
2. Deutschland 3 – Miesbach (8)
Georg Redel, Ferdinand Erb, Johann Eibach, Josef Lenz, Alois Dirnberger
3. Österreich 2 – Steiermark (2)
Josef Hödl-Schlehofer, Johann Mrakitsch, Rudolf Wagner, Friedrich Schieg, Hubert Lögler
4. Deutschland 2 – Straubing(7)
Ludwig Holzer, Franz-Xaver Bachl, Hans Bielmeier, Albert Karl, Georg Kronfeldner
5. Deutschland 1 – Zwiesel (6)
Wolfgang Röck, Jakob Eisch, Max Pfeffer, Kurt Pfeffer, Hermann Fuchs
6. Österreich 3 – Kärnten (3)
Josef Hafner, Isidor Waitschacher, Josef Kleewein, Paul Begrusch, Josef Maierbrugger
7. Tschechoslowakei 1 (4)
Karl Wolfinger, Friedrich Brave, Friedrich Feistner, Friedrich Arnhold
8. Tschechoslowakei 2 (5)
Hans Bernhardt, Rudolf Kopal, Hans Großmann, Alfred Hein, Otto Hanff
Eisbahnen auf dem Rießersee

Einzel-Zielschießen für Herren

10. Februar 1936 – Beginn: 13:00 Uhr

Jeder Teilnehmer beim → Zielschießen hatte 5 Schüsse in die Zielringe abzugeben. Gewertet wurde nach der Summe der erreichten Punkte. Bei Gleichheit erfolgte die Rangfestsetzung nach dem besseren letzten Schuß.

Für Deutschland starteten: August Brunner (Gotteszell), Hans Moser (Bad Reichenhall ?), Hans Bielmeier (Straubing) und Jakob Eisch (Zwiesel).

Rang Nr. Name, Vorname Nation 1. 2. 3. 4. 5. Summe
1. 4 Reiterer, Ignaz Österreich 1 9 5 15
2. 11 Brunner, August Deutschland 9 9
3. 5 Wolfinger, Karl Tschechoslowakei 9 9
4. 2 Lawugger, Franz Österreich 9 9
5. 1 Kalkschmied, Josef Österreich 9 9
6. 12 Moser, Hans Deutschland 5 5
7. 3 Marx, Josef Österreich 3 1 4
8. 10 Bielmeier, Hans Deutschland 3 3
9. 8 Arnold, Friedrich Tschechoslowakei 1 1
10. 6 Großmann, Hans Tschechoslowakei 1 1
7 Czernich, Friedrich Tschechoslowakei 0
9 Eisch, Jakob Deutschland 0

Die Schützen Jakob Eisch aus Deutschland (9) und Friedrich Czernich (7) aus der Tschechoslowakei waren ohne Wertungspunkt geblieben.

Eisschützen bei der Schlussfeier

Der Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten verteilt bei der Schlussfeier Plaketten und Urkunden an die Teilnehmer – hier die siegreichen Eisschützen aus Österreich.

  1. Der Militär-Ski-Patrouillenlauf diente in erster Linie dazu, die Soldaten auf den Winterkrieg vorzubereiten. Er war Demonstrationswettkampf bereits bei den Winterspielen 1924 und 1928 und wurde 1936 auf den persönlichen Wunsch Adolf Hitlers erneut ins Vorführprogramm aufgenommen.
  2. Das Bild stammt aus dem Sammelwerk Nr. 13 – Olympia 1936 des Cigaretten Bilderdienstes Hamburg-Bahrenfeld – Bild Nr. 80, Gruppe 54 / Foto: Schirner. Zigarettenbilder sind eine Sonderform der Sammelbilder. Sie wurden Zigarettenschachteln beigelegt oder konnten über Scheck-System erworben werden und in ein Sammelalbum eingeklebt werden. Das Sammeln von Zigarettenbildern war vor allem in den 1930er bis 1940er Jahren in Deutschland in Mode gekommen. Etwa ab 1910 wurden die hochwertigen Sammelbilder, wie zum Beispiel von den Firmen Stollwerck, Liebig oder Palmin durch die meist kleineren und weniger anspruchsvollen Bilder der aufstrebenden Zigarettenindustrie verdrängt.