1913 Eisschiessen und Eiskegeln

Eisschießen und Eiskegeln

Das ist wohl Geschmackssache, und wenn ich mich auch als Anhänger des Spieles mit dem Falle bekenne, weil ich es für das sportlichere halte, so würde ich mich doch freuen, wenn meine Leser sich aus eigener Praxis ihr Urteil bilden würden.

Eine ganz andere Kategorie von Eisspielen ist es, die das Eisschießen, das ihm engverwandte Eis-bosseln und das Curling umfasst — ganz anders deshalb, weil es zwar auf dem Eise ausgeübt wird, die Teilnehmer aber nicht Schlittschuhe tragen. Das Eisschießen ist gewiß meinen bayrischen Lesern wohlbekannt. Km Ende einer Bahn liegt ein 10 ccm großes Holzstück, das den poetischen Namen „Taube“ führt. Bei Beginn des Spieles schleudert jeder Spieler seinen Stock – eine runde, von einem Eisenring umschlossene Holzplatte mit einem 30 bis 40 cm langen Stock zum Anfassen – nach der „Taube“ am anderen Ende. Die Inhaber der der „Taube“ am nächsten liegenden Stöcke, bilden die Partei der „Engen“ unter der Führung des „Engmeiers“ oder — korrekter, aber für nichtbajuwarische Jungen unaussprechbar – „Engmoar“, die übrigen die der „weiten“ mit dem „Weitmeier“ („Weitmoar“). Bei gerader Anzahl von Spielern beginnt der „Weitmeier“ mit dem schießen. Dann sucht der „Engmeier“ den Stock des „Weitmeiers“ aus der Nähe der Taube fortzutreiben.

Nachdem auch die übrigen Spieler ihre Stöcke verschossen haben, wird das Ergebnis ermittelt: hat dieselbe Mannschaft drei Stöcke näher an die „Taube“ herangebracht als einer der Gegner den seinen, so hat sie gewonnen ; gehört der zweit- oder drittnächste Stock aber den Gegnern, so hat die Partei, die den besten Schuß zu verzeichnen hat, neun oder sechs Punkte und muß ein Rückspiel liefern, bei dem der „Moar“ der verlierenden Partei „anschießt“.

Das am Niederrhein und in Norddeutschland volkstümliche Eisbosseln kenne ich aus eigener Anschauung nicht. Es ähnelt aber offenbar dem eben skizzierten Spiel in den wesentlichen Punkten. Das gleiche gilt vom Curling (Eiskegeln), bei dem es gilt, Wurfsteine in möglichste Nähe des Kegels oder Pflocks zu schleudern. Bemerkenswert ist, daß die Spieler mit Besen versehen sind, um das Eis unter bestimmten, spielgesetzlich festgelegten Bedingungen fegen zu können.

Endlich mag hier zur gelegentlichen Vergnügung angedeutet werden, daß auch die erworbenen Fähigkeiten in den Dienst heiterer Belustigung gestellt werden können: ein Eiswettkampf (humoristische Wettkämpfe) kann Teilnehmern und Zuschauern eine harmlos-fröhliche Stunde bereiten, ohne dabei freilich Anspruch auf sportliche Bedeutung erheben zu dürfen.