1899 Tiroler Bauernjahr

Winterliche Belustigungen

Ein anderes beliebtes Vergnügen ist das ‚Eisschießen‘. Der Ort für dieses winterliche giucar alle bocce, im Tiroler Deutsch ‚Watschelen‘, ist entweder ein zugefrorener Teich oder der hart getretene ebene Boden. Die Burschen haben darin eine große Übung und fröhnen dem Sport trotz der Eiskälte oft die halbe Nacht. Das ist für die jungen Knirpse in den ersten Hosen freilich noch nichts, denn um die eisenbeschlagenen schweren ‚Eisstöcke‘ zu schwingen, gehört etwas mehr Kraft, als um den surrenden Dozen tanzen zu machen.

Dozen, Dozenhacker: Dozen sind kleine Holzkreisel mit stumpfer Eisenspitze. Diese werden mit umgewickelten Schnüren aufgezogen und in schnelle, surrende Kreiselbewegungen versetzt. Darstellungen ähnlicher Kreiselspiele finden sich auch auf Gemälden der niederländischen Maler aus dem 16. Jahrhundert. Früher gingen in der Zeit zwischen Faschingsdienstag bis zum Karsamstag in Tirol die Buben eines Dorfes mit Dozen und Schnur ausgerüstet zum „Dozenhacken“. Dazu zeichneten sie einen Kreis von 40 – 60cm Durchmesser auf den Boden und baten vorbeikommende Passanten, eine Münze in den Kreis zu werfen. Wenn es nun gelang, die Münze mit dem surrenden Dozen auf dem Kreis zu schleudern, durfte der „Dozenhacker“ die Münze behalten.

 

  1. Dr. Ludwig von Hörmann, bedeutender Kunsthistoriker, geb. 12.10.1837 in Feldkirch, gest. 14.02.1924 in Innsbruck