Das Eisschiessen
In der Jagdzeitung ist eines Sports noch wenig Erwähnung geschehen, der unstreitig erquicklicher, männlicher als das Kricket und Ballspiel ist, von welchen idyllischen Exerzitien die englischen Sportjournale immerfort so viel erzählen. Es ist ein Sport, der in den österreichischen Alpenländern und ich glaube auch im bayerischen Hochgebirge, hauptsächlich in den Gegenden, die mit langer Winterzeit gesegnet sind, durch viele Jahrzehnte in schönster Blüte steht, von Jung und Alt mit vieler Passion betrieben wird und Eisschiessen genannt wird.– ↑ –
Wer nur einigemal die Gelegenheit hatte, diesen gesunden Sport näher kennen zu lernen und es so weit brachte, den Eisstock gut aufzulegen (technischer Ausdruck für die Fertigkeit, den Eisstock richtig zu handhaben), der findet meist ein solch‘ Gefallen daran, daß er ungeachtet aller mehr oder minder gespitzten Zurechtweisungen, die der Meier – ich werde diesen Würdeträger später näher bezeichnen – jedem unkorrekten Schuß des Neulings spendet, bald dieses Vergnügen vielen andern vorzieht.– ↑ –
Das erste Erfordernis zum Betreiben dieses Sports ist eine Eis- oder feste Schneefläche: Eis- oder Schneebahn genannt. Dieselbe bildet sich selbst durch Einfrieren eines Sees oder Teiches oder wird künstlich hergestellt, indem auf einer ebenen Feld- oder Wiesenfläche der darauf liegende Schnee festgetreten und mit Wasser übergossen wird, oder es wird auf eine Fläche Wasser geleitet, welche zu einer Eisfläche erstarrt, ja oft wird bei Mangel einer der oben beschriebenen Gelegenheit die durch das Fuhrwerk fest und glatt gefahrene Straße von den Eisschützen benutzt.– ↑ –
Das zweite Erfordernis ist der Eisstock. Vielleicht ist es vielen Ihrer geehrten Leser nicht unangenehm, wenn ich eine genauere Beschreibung desselben hier folgen lasse, weil es oft vorkommt, daß ein passionirter Eisschütz gerne diesen Sport in Orten einführen möchte, in denen letzterer ganz unbekannt ist und wo die Ausführung dieses Vorhabens meist an der mangelhaften Anfertigung der Eisstöcke scheitert.– ↑ –
Hier ist seine Abbildung.
Das Materiale, aus dem der Eisstock gedrechselt wird, ist gut lufttrockenes, nicht rissiges Weißbuchen-, Apfel-, am allerbesten Nussbaumholz, welches auf einer Drechselbank zu einem Körper (a) im Grundriß durchaus kreisrund anzusehen, gedrechselt wird. Die Form der untern Fläche ist von besonderer Wichtigkeit, dieselbe ist wie in obiger Skizze zu sehen, im Vertikalschnitte krummlinig in der Weise, daß der Stock auf der Eisbahn eigentlich nur auf einer ringförmigen Fläche (b-b) läuft.– ↑ –
Wird mit einem Stocke mehr auf einer den weitern Lauf des Eisstockes begünstigenden glatten Eisbahn geschossen, so ist die untere Fläche weniger und mehr nach dem äußeren Rande des Stockes wulstig (ballig); für eine Schneebahn ist die untere Fläche mehr wulstig und dieselbe mehr in der Mitte des Stockes gelegen. Doch beträgt die Abweichung von der Horizontalen gegen Mitte und Rand nicht über 2 – 3 Linien 1. Nachdem der Eisstock gedreht ist, wird in der Mitte durch die ganze Höhe des Stockes ein kreisrundes Loch mit 1 – 5/4 Zoll 2 Stärke gebohrt, besser gedrechselt, zur Aufnahme des aus Birkenholz gedrechselten „Stingels“ (f) (Stengel, Handhabe). Der Stingel wird dann an seinem untern Ende im Loche des Eisstockes gut verkeilt. Der Schmiedeisenring (d) ist 7 – 9 Linien breit und 4 – 6 Zoll dick, wird warm auf den Rand des Eistockes aufgezogen, so daß sein unterer Rand circa ½ – 1 Linie vom untern Rande des Eisstockes absteht. Ein solcher Eisstock ist 4 bis 10 Pfund schwer.– ↑ –
Es wird die Lauffläche des Eisstockes noch mit Baumöl eingelassen (gut eingerieben), damit sie recht glatt bleibt. Die obere Fläche der Eisstockes wird mit Firniss oder Ölfarbe angestrichen, damit er nicht weiter austrocknet und dadurch Sprünge erhalten könne. Über Sommer werden die Eisstöcke aus gleicher Fürsorge in Sägespänen liegend an einem kühlen trockenen Orte aufbewahrt.– ↑ –
Ich komme nun zur Beschreibung des Eisschießens selbst.
Auf der Eisbahn werden zuerst die sogenannten „Fußen“ markiert, nämlich die 2 entgegengesetzten Orte, von welchen der Eisschütz mit dem Stocke schießt. Dieselben liegen je nach der Länge und Glätte der Bahn 5 bis 20 und noch mehr Klafter auseinander, hinter jeder vor den zwei Fußen in Entfernung von 1 bis 3 Klafter liegt der Has, oder die Taube, die ein vieleckiger, würfelartiger, doch ziemlich kugelförmiger Holzkörper von – ungefähr 3 bis 4 Zoll Durchmesser. Der Platz, auf welchem der Has einliegt, wird von den Verehrern dieses Sports Matzen, Grübchen oder Lager genannt. Die Fußen oder Eintritte werden markiert durch längliche Aushöhlungen im Eise, die es erlauben daß man den Vorderteil des rechten Fußes beim Schießen einsetzen kann. Die 2 Matzen und 2 Fußen liegen alle so ziemlich in einer geraden Linie, die circa in der Mitte und parallel mit der Länge der Eisbahn läuft.– ↑ –
Schwieriger läßt sich das Schießen mit dem Stocke selbst, die Art und Weise der dabei nötigen Handhabungen erklären. Der Stock wird mit der rechten Hand am Stengel gefaßt, der rechte Fuß in die Fußen gestemmt, der linke vorgesetzt, um den beim Schießen etwas vorgebeugten Oberkörper zu unterstützen. Dann wird mit dem Eisstocke bei etwas gekrümmtem Arme nach rückwärts ausgeholt und wie beim Kegelschieben der Eisstock mehr oder rasch, je nach dem zu erzielenden stärker oder schwächern Schuße nach vorwärts bewegt und dann ausgelassen, so daß er nun so viel als möglich tangential mit seiner untern Fläche auf die Eisbahn auffällt und sich seinem Ziele zu fortbewegt.– ↑ –
Wenn er im Laufe mit einem andern Stocke zusammenstößt, so treffen sich die beiden Stöcke mit ihren Eisenringen, es teilt sich durch den Stoß ein Teil jener Kraft, welche dem in Bewegung befindlichen Stocke innewohnt, dem in Ruhe befindlichen Stocke mit und treibt ihn, je nachdem er getroffen wurde, von seinem Platze in einer Richtung fort.– ↑ –
Die Eisschützen teilen sich wie in der Kriegspartie beim Kegelschieben in 2 Parteien, welche Teilung jedoch nicht durch das Los, sondern durch das sogenannte Auseinanderschießen, ähnlich dem Eisschießen selbst, geschieht. Zu diesem Behelf stellt sich ein Schütze nach dem andern zur Fußen und trachtet dem Hasen, der in der jenseitigen Matze – ich behalte die Terminologie der Eisschießer bei – einliegt, mit seinem Stock so nahe als möglich zu kommen.– ↑ –
Schon hier gibt es viel Spaß und Abwechslung, da jeder der Schützen trachtet, den Stock des andern zu verschießen oder den Hasen selbst vom fremden Stocke wegzuschießen. Haben alle Schützen auf diese Weise ihre Stöcke hinausgeschossen, so findet nun nach Entfernung der Letzteren vom Hasen die Teilung der Schützen statt und es formiert sich die Partei der Engen und jene der Weiten in der Art, daß wenn z. B. 8 Eisschützen sind, die 4 Schützen, deren Stöcke dem Hasen am nächsten sind, die Engen, die Besitzer der andern 4 entfernteren aber die Weiten sind. Jede dieser Parteien hat einen Anführer oder Meier. Er erringt diesen, wenn auch nicht verantwortlichen, doch öfter sehr bekrittelten Posten dadurch, daß sein Stock entweder der nächste oder entfernteste vom Hasen ist. Im ersteren Falle heißt er Engmahr (Meier) und ist Parteiführer der Engen, im letzteren Falle ist er der Weitmahr, d. i. Führer der Weiten.– ↑ –
Ist die Anzahl der Schützen eine ungerade, so verringert sich die Partei der Engen um einen Schützen, hierfür erhält aber der, dessen Stock dem Hasen zu zweitnächst ist, den allerdings etwas inseriösen Titel eines Hängauf und das Recht in einem sogenannten Both oder Gang gleich dem Eng- und Weitmeier 2 Schüsse zu haben, während die engen und weiten Gehilfen nur je einen Schuß machen dürfen. Es beginnt nun das erste Both, die eigentliche Partie.– ↑ –
Der Weitmeier schießt von jener Fußen, gegen welche das oben beschriebene Zusammenschießen stattgefunden, zu dem Hasen am anderen Ende der Bahn und trachtet hierbei, dem Hasen so viel als möglich nahezu kommen, was man ein Maßl legen nennt. Hierauf schießt der Weitmeier, nämlich der Chef der andern Partei, von derselben Fußen und trachtet den Stock des Feindes von dem Hasen wegzuschießen oder ihm die Maß abzubetteln d. h. mit seinem Stocke dem Hasen noch näher zu kommen oder den Hasen zu treffen und denselben mit seinem Stock mitzureißen, was das „Hasenholen“ genannt wird. Macht der Weitmeier Schuß d. h. ist er nach obiger Weise dem Hasen näher als sein Gegner, so läßt der Engmeier einen seiner Gehilfen schießen und so fort bis seine Partei wieder Schuß erhält, worauf dann der andere Parteiführer wieder seine Gehilfen zum Schießen auffordert.– ↑ –
Nach jedem Schusse geht der Schütze an das andere Ende der Bahn, um hier dem Verlauf des Schießens in der Nähe zusehen zu können. Die beiden Meier leiten das Spiel, jeder ist wie gesagt Kommandant seiner Partei. Die Stöcke um den Hasen mehren sich und das richtige Kommandiren (Ansagen) des betreffenden Meiers wird immer schwieriger, denn es gibt eine solche Menge von Kombinationen, um seinen eigenen oder eines Freundes Stock zum Hasen zubringen oder den Hasen zu Stocke zu schießen, daß ein geübter Meier durch verständige Leitung, gleichwie in anderen Sphären so auch hier beim Eisschießen seiner Armee zum Siege verhelfen kann.– ↑ –
Wenn nun ein Meier schon seine sämmtlichen Schützen ins Treffen geführt und seine Partei noch nicht Schuß hat, muß er nun durch den ihm zukömmlichen zweiten Schuß trachten, die ungünstige Position durch einen wohlberechneten Coup in eine günstige zu verwandeln. Er postiert sonach an die Stelle seines Stocks eine „Leg“ d. i. ein Stückchen Brett mit einem Stiel, ähnlich dem Eisstock, welche Marke vollkommen die Stelle seines Stockes vertritt. Mit seinem Stock geht er zur Fußen, von wo auch die andern Schützen geschossen, und bemüht sich nun für seine Partei Schuß zu machen. Erreicht er dies nicht, so hat die Gegenpartei dieses Both genommen. Drei auf solche Art genommene Bothe machen eine Partie aus und das Zusammenschießen beginnt von neuem oder es bilden sich die neuen Parteien sofort nach der Stellung der Stöcke bei der eben beendeten Partie. In vielen Gegenden werden auch „Stöcke“ gezählt, so daß, wenn eine Partei, wie das öfters vorkommt 3 Stöcke am Schluße des Bothes dem Hasen am nächsten hat, die Partie mit diesem Both schon zu Ende ist, welche rasche Niederlage man in der fraglichen Terminologie „geschneidert“ zu nennen pflegt. Die verlierende Partei zahlt in solchen Fällen gewöhnlich die für eine Partie festgesetzte Geldsumme doppelt und es gleichen sich die beiderseitigen Gehilfen untereinander aus. Die Meier erhalten stets den Einsatz verdoppelt. Letzterer ist konventionell und variiert wie bei jedem anderen Spiele, wo das Geld eine Rolle spielt.– ↑ –
Die vielfältigen Kombinationen, welche oft eine ungemein präzise Genauigkeit fordern, verleihen dem Sport ein großes Interesse. Es gibt Schützen, die ihren Stock so Meisterhaft zu dirigieren verstehen, daß er sich durch das Defilé der verschiedenen Stöcke wie eine Schlange zum Hasen durchwindet und dem Gegner jeden Zoll Terrain beim Hasen streitig macht. Sehr oft geschieht es, dass der Meier von seinen Soldaten Schüsse beansprucht, die er selbst nicht zu machen im Stande. Dadurch kitzelt er oft bei dem betreffenden Gehilfen den Geist des Widerspruchs heraus, der dann gleich jenem Römer, welcher durch den Ungehorsam gegen die Gesetze das Vaterland gerettet, ebenfalls nach eigenem Dafürhalten und trotz des Gebotes seines Meiers seinen Rettungsschuss abgibt. Fällt die Sache gut aus, so ist es gewöhnlich auch dem in feiner Autorität gekränkten Meier recht, ist der Stock aber krumm gegangen, dann wird der Chef borstig und schüttet eine mögliche Dosis von widerhaarigen Komplimenten über das Haupt des Meuterers, der sich vielleicht wieder im Stillen denkt: Gott sei Dank daß ich von einem solchen Meier erlöst bin.– ↑ –
Solche Episoden bringen auch unter den übrigen Schützen manche Randglossen zu Tage, wie überhaupt über die einzelnen Schüsse und die Schießfertigkeit der Schützen manch lustiges Wort gewechselt wird, was den Sport sehr animirt. Dazu kommen noch wie beim Jagen oft sehr burleske und fast unglaubliche Excüsen aufs Tapet, besonders seitens der geübteren Schützen, wenn sie ihren Schuß nicht ganz kunstgerecht abgegeben haben. Da ist bald die Bahn schlecht, der Ring am Stock ist lose, es hat sich ein perfides Steinchen an den Eisstock geklammert, schwankenden Schrittes entgleitete der Fuß oder der Stock war vorzeitig aus der Hand geglitscht, oder der Schütze war mit dem Stock am Fuß angekommen, oder er ist selbst ausgerutscht u.s.w. *). Wie schlecht geht es dem Neuling, dem alle diese Entschuldigungsgründe nicht geläufig sind.– ↑ –
Passionierte Eisschützen lassen sich von einbrechenden Nacht nicht in ihrem Vergnügen stören, denn hängt auch am Himmel nicht die große Nachtlaterne, so werden die irdischen herbeigeholt bis Hunger und Durst, und auch Müdigkeit und Kälte in später Abendstunde die Freunde des Sport ins Gasthaus treiben, wo im geselligen Zusammenlegen, wie nach einigen Tagen, die verschiedene Phasen des Sports und die einzelnen Sensations- oder Malefizschüsse erst recht und mit gebührlicher Weitläufigkeit besprochen werden.– ↑ –
Ist man gegen Kälte geschützt – die beständige Bewegung in der frischen Luft ist schon an und für sich ein guter Pelz – so wird man den angenehmen und gesunden Wintersport sehr erregend finden und auch die Reize der Winterlandschaft besser wertschätzen lernen. Erstarrt ist die Natur, die Erde mit Schnee bedeckt, frostig schaut der Wald heraus, seine Bäume sind in den starren Fesseln der Nachtzeit des Jahres gefangen; aber wenn die gewaltigen Nebelmassen ins Tal dringen, wilde Schneeschauer von den Hochbergen hereinbrechen, oder wenn die Abendsonne über deren Schneeflächen erglänzt, was noch schöner zu betrachten, so hat der Freund obigen Sports dann Gelegenheit genug, selbst bei den Naturerscheinungen des Winters sich frischen Lebensreiz zu holen, und was noch etwas sagen will, mit dem gesunden Körper auch den heitern Geist, der uns in den überströmenden Mißbehaglichkeiten der heutigen Zeit immer mehr abhandenkommt.– ↑ –
*) Was die Ausreden beim Schießen anbelangt, so hat man schon im l6. Jahrhundert dieselben auf den Helikon 3 getragen, wie aus nach folgenden Reimgenickern zu ersehen:
der schießt, mein Seel
Mit Buchs und Armbrust nimmer fehl
Trifft immer, ohne Aber und Wenn
Außer es wäre denn
Die Senn zerstochen,
Verrückt oder zerbrochen,
Oder das Schloß hett gelassen,
Oder ein Wind hett ihn angeblasen,
Oder einer hett ihn gestoßen,
Oder der Stul wer verwitscht,
Oder der Fuß wer ihm geglitscht,
Oder der Stand wer uneben,
Oder hett was um das Inbein geben,
Oder die Senn war zu lang,
Daß ihm der Schuß niedersanck,
Oder hett den Bogen gehengt,
Oder die Seul zersprengt,
Oder die Nuß war zu klein,
Oder der Poltz nicht rein,
Oder einer neben ihm aufstund,
Oder die Nuß ging nicht umb sehr rund,
Oder die Winde war überrungen,
Oder das Bein abgesprungen,
Oder hett zu viel eingeleimet,
Oder den Polz nicht recht eingereumet,
Oder das Schloß nicht gehangen,
Oder ihm zweimal war gangen,
Oder war ihm zu hart,
Oder der Bock zu krumm,
Oder der Pfeil zu stumpf,
Oder das Geschoß zu groß,
Oder die Warz im Abschuß,
Oder der Treff nicht recht kam,
Oder der Windfaden gewichen,
Oder die Nuß entzwei gestrichen,
Oder der Polz hett sich gestrichen,
Oder hett das Messen vergessen,
Oder das Reisbein ging ihm auf (denn er besorgt sich nicht, daß er sich im Bart rauft),
Oder das Zünglein kroch und hing,
Oder ein feuchter Luft gieng,
Oder der Verg war zu weich,
Daß der Polz zu tief hineinschleich,
Oder gingen die Federn ab,
Oder der Windfau ein Streich gab,
Oder die Senn erließ sich,
Oder verging ihm das Gesicht,
…, daß er zu weit in Windloch sticht,
Oder hett ihm zu viel herabgebrochen,
Oder das Gesicht erstochen,
Oder bei der Büchsen hat er nicht wohl gewischt,
Oder das Pulver hett geflischt,
Oder der Schuß versagt,
Oder ihn erwagt,
Oder nicht recht eingereumt,
Oder den Filz verseumt,
Oder das Pulver war zu feucht,
Oder das Futter zu leicht,
Oder der Schwamm nicht brennt,
Oder die Sonne blent,
Oder das Schloß war verrürt,
Oder hett nicht vor der Kugel geschmiert,
Oder der Han schlug nit ein,
Oder fehlet schwer das ist gut Wein,
Oder hett den Schuß verschufft,
Oder hets auf die Büchsen trufft.
aus: „Das Waldhorn“ – eine Sammlung von Jagdliedern und Gedichten, herausgegeben von H. G. von Warburg, Berlin 1844, Seite 179. „Zwei und Sechzig Stoßseufzer aus dem 16. Jahrhundert“
- Die Linie ist ein veraltetes Längenmaß aus der Feinmechanik. Im Duodezimalsystem beträgt ein Linen 1/12 Zoll. Da Fuß und Zoll regional verschieden waren, wies auch die Linie unterschiedliche Werte auf (bayer. Linie = 2,0268 mm, österr. Linie = 2,195 mm). ↩
- Altes Längenmaß, von dem mittelhochdeutschen Wort ‚zol‘ (= abgeschnittenes Stück Holz) abgeleitet. Der Zoll beträgt 1/12 Fuß (Duodezimalsystem). Da der Fuß regional unterschiedlich ist, hat auch der Zoll unterschiedliche Werte (bayer. Zoll = 2,4321 cm, österr. Zoll = 2,6340 cm). ↩
- Der Helikon ist ein Gebirge in Griechenland. In der griechischen Mythologie ist der Helikon der Sitz der Musen. In „Tristan“ von Gottfried von Straßburg ruft Gottfried den Berg an, um von seiner Sprachnot befreit zu werden. Die Redewendung „Ausreden auf den Helikon zu tragen“ beinhaltet die Hoffnung, diese jederzeit parat zu haben. ↩