Pinzgauer Spielart
Allgemeines
Im Salzburger Land – hier vor Allem im Pinzgau 1 – und im südöstlichen Bayern – Rupertiwinkel 2 – entwickelte sich eine besondere Spielform, die als Eisschiessen nach der Pinzgauer Spielart bezeichnet wird. Nach der Pinzgauer Spielart wurden bereits im Jahre 1880 in St. Johann und 1892 in Zell am See große Wettbewerbe – sogenannte → Prä-Eisschiessen – ausgetragen.
Im österreichischen Bundesland Salzburg werden offizielle Wettbewerbe nach der Pinzgauer Spielart durchgeführt. Die „Pinzgauer“ sind hier zusammen mit den „Olympischen“ im Landesverband der Eis- und Stockschützen in Salzburg organisiert und haben eigene Vertreter.
Erste Regeln für das Pinzgauer Prä-Eisschiessen wurden bereits in den 1920er-Jahren niedergeschrieben.
Pinzgauer Stock und Daube
Im Pinzgau werden seit jeher besonders flache Eisstöcke mit einem verhältnismäßig großen Durchmesser verwendet. Weiteres Markenzeichen der → Pinzgauer Eisstöcke ist der gerade Stiel (Zapf) mit einem Knauf (Knopf) als Griff. Das Gewicht der Stöcke nicht streng limitiert und liegt zwischen 1 und 5 kg; in extremen Fällen sogar bei bis zu 15 kg. Als Zielobjekt werden beim Pinzgauer Spiel (neben Holzwürfeln) auch Holz- oder Metallkugeln mit einem Durchmesser von etwa 10 – 12 cm verwendet.
Mannschaftskampf
Im Gegensatz zum herkömmlichen Eisschiessen braucht es beim Eisschiessen nach der Pinzgauer Spielart nur zwei gewonnene Kehren zum Spielgewinn.
Dem Moar wurden neben beliebig vielen Schützen noch ein oder zwei sogenannte Haggl oder Henkauf zugeteilt. Der Moar und sämtliche Haggl haben je zwei Schüsse pro Kehre. Auf Anweisung des Moars wird der Stock eines Haggl aus dem Spiel genommen, so dass dieser damit seinen zweiten Schuss abgeben kann. Der letzte Schuß einer Kehre bleibt aber jeweils dem Moar mit seinem zweiten Versuch vorbehalten.
Wertung bei Meisterschaften
Bei Meisterschaften wird in der Regel mit 8 Spielern auf jeder Seite gespielt. Zum Spielgewinn sind zwei gewonnene Kehren erforderlich; dem entsprechend werden insgesamt 2 oder 3 Kehren gespielt. Jede Mannschaft spielt gegen jede andere ein Spiel, zur Ermittlung des Siegers wird spezielles Wertungssystem angewendet.
Ergebnis nach Kehren | Wertungspunkte Sieger | Wertungspunkte Verlierer |
2 – 0 | 2,8 | 0 |
2 – 1 | 2,3 | 1,1 |
Diejenige Mannschaft, die die meisten Wertungspunkte erreicht ist Gesamtsieger.
Einzelwertungen
Gloadschiessen
Beim Gloadschiessen müssen mit dem Eisstock eine der mit den Zahlen 1 bis 10 nummerierten Tafeln (ähnlich dem → Kaludder | Lattl-Schiessen) getroffen werden. Zusätzlich werden vor der mittleren Tafel (Wert 10) drei Holzkugeln im Abstand von je 1 Meter aufgestellt. Es gilt nun mit einem Schuß möglichst viele Holzkugeln und eine Wertungstafel zu treffen. Gewertet wird der Punktwert der getroffenen Tafel zuzüglich 10 Punkte für jede getroffene Kugel. Pro Schuß sind also 40 Punkte möglich.
Weitschiessen
Beim Weitschiessen wird mit einem Eisstock mit 1 – 1,5 kg Gewicht geschossen.
Weitwerfen mit dem Hohlstock
Beim Weitwerfen muss der Stock möglichst weit geworfen werden. Gemessen wird bis zu der Stelle, an der der Stock erstmals den Boden berührt. Der Hohlstock ein besonders flacher und leichter Eisstock, er ist an der Unterseite nach innen gewölbt und segelt bei entsprechender Wurftechnik ähnlich wie ein Diskus auf einem Luftpolster. Bei Weitwerben sind Weiten von über 100 m möglich.
Weitwerfen mit dem Schwerstock
Dieser Wettbewerb ist identisch mit dem Weitwerfen mit dem Hohlstock. Allerdings werden hier Eisstöcke mit einem Gewicht von 3,5 kg und mehr verwendet.
Wertung | 4-er Disziplin
Es gibt Wertungen in den einzelnen Disziplinen, bei denen jeweils Versuche gewertet werden.
Daneben gibt es eine kombinierte Wertung, die 4er-Disziplin, bei der die Ergebnisse aus den einzelnen Disziplinen in Wertungspunkte umgerechnet werden. Die jeweilige Bestleistung wird dabei mit 45 Punkten bewertet. Die Punkte für die Platzierten ergeben sich aus der Formel:
Leistung | x 45 |
Bestleistung |
Sieger ist, wer aus den vier Disziplinen die höchste Summe an Wertungspunkten erreicht.
5-Stock-Meisterschaft
Bei einem 5-Stock-Bewerb wird nach den Regeln des Mannschaftsspiels gespielt. Eine Mannschaft besteht jedoch nur aus einem einzelnen Spieler, der mit 5 Stöcken spielt und einem Moar, dessen Aufgabe es ist, dem Spieler Anweisungen zu geben. Die 5-Stock-Disziplin wurde 1997 eingeführt.
- Der Pinzgau ist einer der fünf Gaue des österreichischen Bundeslandes Salzburg. Er ist deckungs-gleich mit dem politischen Bezirk Zell am See, gehörte zwischenzeitlich zu Bayern, kam aber in der nachnapoleonischen Zeit ab 1816 mit Salzburg zu Österreich. ↩
- Der Rupertiwinkel (auch Rupertigau) ist eine Landschaft im äußersten Südosten Bayerns und nordwestlich der Stadt Salzburg. Der Rupertigau deckte sich in großen Teilen mit dem 1971 aufgelösten Landkreis Laufen. Das Gebiet gehörte bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Erzstift Salzburg. Der Name erinnert an den Heiligen Rupert (um 650–718), den ersten Bischof von Salzburg und „Apostel der Bayern“. ↩