Boule

Boule | Boule Lyonnaise

Ähnliche Spiele | Kugelwurfspiele

Allgemeines

Aus den Kugelspielen des Mittelalters sind mehrere Spiele hervorgegangen, die zum Teil nach mit dem Eisschiessen identischen Regeln gespielt werden. In erster Linie sei hier „Boule“ erwähnt. Unter „Boule“ im engeren Sinne versteht man das Kugelspiel Boule Lyonnaise. In Deutschland wird aber „Boule“ umgangssprachlich mehr als Sammelbezeichnung für alle Kugelsportarten 1 verwendet. Zu diesen Kugelspielen zählen neben dem Boule Lyonnaise auch → Jeu Provencal, → Petanque, → Bowls und → Boccia.

Daneben gibt es noch einige regionale Spielformen wie Boule-de-Fort und Boule-des-Berges, die mangels Verbandszugehörigkeit aber nicht offiziell zu den Kugelspielen gerechnet werden.

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Spielablauf und Wertung

Bei den Boule-Sportarten spielen jeweils zwei Mannschaften oder Formationen gegeneinander, die aus ein bis vier Spielern bestehen. Ziel ist es, die eigenen Kugeln möglichst nahe an der Zielkugel zu platzieren. Die Zielkugel und die gegnerischen Kugeln können dabei auch herausgedrückt oder weggeschossen werden. Eigene Kugeln können durch Spieleinwirkungen verbessert werden.

Das Spielfeld misst 27,5 x 3 m, ist an den Enden mit Banden versehen und durch Linien unterteilt. Die aus Metall gefertigten Spielkugeln haben einen Durchmesser von 90 – 110 mm und sind 900 – 1.400 g schwer. Am Ende einer Aufnahme zählen die Kugeln die näher an der Zielkugel (25 – 35 mm) liegen als die bestliegende gegnerische Kugel. Es wird entweder bis zu einer gewissen Punktzahl (13 Punkte) oder über einen bestimmten Zeitraum (1:30 oder 2:00 Std.) gespielt. Die Kugeln werden mit Anlauf geworfen. Ein „Schuß“ muss angesagt werden, die Spielkugel darf dabei nicht mehr als 50 cm vor der zu schießenden Kugel auf dem Boden auftreffen.

Im Turniersport sind bei sämtlichen Boule-Sportarten die mit Metallkugeln gespielt werden auch die Härtegrade der Spielkugeln genormt. Kugeln bestehen aus Carbon-Stahl oder rostfreiem Stahl und müssen eine Härte von 110 – 140 kg/mm² aufweisen. Während harte Kugeln vor Allem für Anfänger und Hobbyspieler geeignet sind, bevorzugen geübte Turnierspieler überwiegend weichere Kugeln.

Boule Lyonnaise war im Jahre 1900 olympische Disziplin. Olympiasiegar wurde Frankreich.

Für den Fall einer 13:0 Niederlage hat sich in Frankreich der Begriff „Fanny“ eingebürgert. Das Wort selbst kommt aus dem Englischen und ist dort außer als Mädchenname auch als eine (alte) Vulgär-Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsteil und den Po gebräuchlich. Schon Cleland benutzte es in dieser Zweideutigkeit 1749 in seinem anrüchigen Roman „Memoirs of Fanny Hill“. Von französischen Boule-Spielern ist dieses Wort als Ersatz für „baiser le cul de la vielle“ (den Hintern der Alten küssen) übernommen worden, dass schon im 17. Jahrhundert als Strafe für den sang- und klanglosen Verlierer bei einigen Spielen bekannt war.

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Jeu provencal

Dieses Spiel ist aus dem Boule Lyonnaise hervorgegangen und ist in der französischen Provinz Provence entstanden. Das Spielfeld beim Jeu Provencal misst 18 x 25 m. Während die Zielkugel identisch ist, sind ie Spielkugeln sind etwas kleiner (70,5–80 mm) und leichter (650–800 g) als beim Boule Lyonnaise.

Der Spieler muss vor seinem Wurf ansagen, ob er Schießen oder Legen wird. Beim Legen macht er einen Schritt aus dem Abwurfkreis und wirft dann in einem Schwung seine Kugel, sobald er nur noch auf einem Bein steht. Diese Position muss behalten werden, bis die Kugel zum Stillstand kommt. Die Kugel muss sich dann aber innerhalb eines Radiusses um die Zielkugel befinden. Beim Schießen gilt das Gleiche, es müssen jedoch drei Schritte gemacht werden, und es ist zwingend notwendig eine andere Kugel zu treffen. Das Spiel wird wegen der Art des Anlaufes auch „les 3 pas“ (3 Schritte) genannt. Beim Jeu Provencal wird immer bis 13 Punkte gespielt.

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Petanque

Petanque 2 wird auf kürzeren Bahnen und ohne Anlauf gespielt 3. Gespielt wird auf jedem Gelände, eine ebene, glatte Spielfläche oder Banden sind nicht erforderlich. Das Spielfeld ist grundsätzlich nicht begrenzt. Soweit bei Meisterschaften aber in abgegrenzten Spielfeldern gespielt wird, müssen diese 15 x 4 m (mindestens aber 12 x 3 m) groß sein. Die Spielkugeln entsprechen den Kugeln beim Jeu provencal, die Zielkugel ist im Vergleich mit Boule Lyonnaise und Jeu provencal etwas größer und hat einen Durchmesser von 29 – 31 mm.

Zu Beginn wird ausgelost, welche Mannschaft das Gelände aussuchen und die Zielkugel sowie die erste Spielkugel werfen darf. Ein Spieler dieser Mannschaft zieht nun einen Wurfkreis und wirft aus diesem heraus die Zielkugel auf eine Entfernung von 6 – 10 m. Derselbe Spieler (oder ein anderer Spieler derselben Mannschaft) wirft anschließend die erste Spielkugel in Richtung der Zielkugel. In der Folge ist immer diejenige Mannschaft am Zuge, deren Kugel nicht am nächsten zur Zielkugel liegt. Die Aufnahme ist beendet, wenn alle Spieler ihre Zielkugeln geworfen haben. Gewertet wird die Anzahl der näher liegenden eigenen Spielkugeln.

Gerät die Zielkugel auf verbotenes Gelände (Aus), so ist die Aufnahme mit 0 Punkten beendet, wenn beide Parteien noch Spielkugeln zu werfen haben. Hat eine Partei alle ihre Kugeln bereits geworfen, so erhält die Andere so viele Punkte, wie Spielkugeln noch nicht geworfen sind. In der Regel wird bis 13 Punkte gespielt.

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Übersicht Boule-Spielarten

Boule Lyonnaise
Spielfeld 27,5 x 3 m | an den Enden mit Banden versehen
Spielkugel ∅ 90 – 110 mm 900 – 1.400 g Metall
Zielkugel ∅ 25 – 35 mm Holz
Jeu provencal
Spielfeld 18 x 25 m
Spielkugel ∅ 70,5 – 80 mm 650 – 800 g Metall
Zielkugel ∅ 25 – 35 mm Holz
Petanque
Spielfeld 15 x 4 m | Geländebeschaffenheit frei
Spielkugel ∅ 70,5 – 80 mm 650 – 800 g Metall
Zielkugel ∅ 29 – 31 mm Holz / Kunststoff
→ Boules en bois
Spielfeld 22 x 3 mm |
Spielkugel ∅ 100 – 120 mm 700 – 1.000 g Holz
Zielkugel ∅ 55 mm Holz
→ Boccia
Spielfeld 26,5 x 4 m | von Banden umgeben
Spielkugel ∅ 107 – 113 mm 920 – 1000 g Holz | Kunststoff
Zielkugel ∅ 39 – 41 mm PVC
  1. Als Kugelsportarten bezeichnet man die in der Confédération Mondiale des Sports de Boules (CMSB) organisierten Sportarten Boule Lyonnaise, Jeu Provençal, Petanque, bowls und Boccia.
  2. Geschlossene Füße (franz. pieds tanques) heißt im provenzalischen Südfranzösisch ped tanco.
  3. Das Spiel wurde Anfang des 20. Jahrhundert von dem Franzosen Ernest Pitiot aus dem Jeu Provencal entwickelt, als sein Freund, der Jules Le Noir aufgrund körperlicher Gebrechen (Rheuma) nicht mehr in der Lage war, die Anlaufschritte des Jeu Provencal auszuführen.