Die erste Weltmeisterschaft der Damen im Weitenwettbewerb endete mit einem handfesten Skandal. Da sich die Bedingungen für die Spielerinnen von Versuch zu Versuch drastisch verschlechterten, wurde den besten Spielerinnen die Chance auf den Weltmeistertitel genommen. Siegerin wurde letztlich die Österreicherin Nina Neubauer von ESV Glojach vor der Australierin Chrysanthe Psychogios und der Deutschen Birgit Wagner. Was war passiert?
Im Finale starteten die qualifizierten Spielerinnen in umgekehrter Reihenfolge zum Qualifikationsergebnis. Der Wettbewerb wurde von Chrystante Psychogios mit der Startnummer 2 begonnen, die mit 98,84 m eine erste Richtmarke setzte. Startnummer 1, die Italienerin Franziska Knoll, verzichtete wegen Chancenlosigkeit auf einen Start. Andrea Spiess (Schweiz) kam mit ihrem ersten Versuch auf 87,41 m bevor sich Nina Neubauer (StNr. 4) mit 99,62 m an die Spitze setzte. Nach Jennifer Mayrl aus Kanada (83,99 m) als fünfter Starterin folgten nacheinander die Bestplatzierten der Qualifikation. Birgit Wagner setzte sich mit Startnummer 8 (97,33 m) auf Platz 3, die Favoritinnen Petra Winkler (Österreich) und Annalena Leitner (Deutschland), die als Bestplatzierte der Qualifikation am Schluss starten mussten, waren wegen der verschlechterten Bedingungen chancenlos und belegten letztendlich die Ränge 4 und 5. Der Wettbewerb war nach dem 1. Durchgang entschieden.
Mit Ausnahme von Jennifer Mayrl, die sich nach einem verpatzten 1. Versuch vom 11. auch den 10. Platz verbesserte, erzielten alle Spielerinnen ihre besten Weiten im 1. Versuch. Während Annalena Leitner in Versuchen 2, 4 und 5 Durchgangsbestweite und in Durchgang 3 die zweitbeste Weiter erzielte, landete Psychogios, abgesehen von den ungültig gegebenen Versuchen der anderen Spielerinnen, jeweils auf dem letzten Platz und Neubauer, nachdem ab Durchgang 4 das Starterfeld auf 8 reduziert wurde, jeweils auf dem vorletzten Platz. Der Wettbewerbsleiter der IFI, Max Moritz (Deutschland) sah jedoch trotz aufkommender Diskussionen keine Veranlassung, denn Wettbewerb neu zu starten bzw. den ersten, irregulären Durchgang zu annullieren.
Der Wettbewerb wurde letztendlich gewertet, ohne daß drei gleichwertigen Durchgänge durchgeführt werden konnten. Von den deutschen Funktionären wurde dies hingenommen, ohne offiziellen Protest einzulegen. Der Wettbewerbsverlauf wurde lediglich dahingehend kommentiert, daß es ein Fehler der deutschen Teilnehmerinnen war, sich im ersten Durchgang zu schonen und nicht sofort die bestmögliche Leistung abzurufen. Der Verlauf des Wettbewerbs zeigt jedoch etwas anderes.
Offensichtlich hatte man sich durch den Medaillengewinn einer Exotin erhoffte, bessere Aussichten auf eine Olympiateilnahme zu haben. Ein Skandal auf Kosten der Sportler und obendrein ein Bärendienst für den Sport.