Erdberg bei Wien

Erdberg bei Wien


Funde aus der spätkeltischen und frührömischen Kultur belegen, daß Erdberg zu den ältesten Ansiedlungen im Raum Wien zählt. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Erdberg hieß damals Ertpurch, später Erpurch oder auch Erdburg. Der Name stammt von einem befestigten Ringwall, der wahrscheinlich im Frühmittelalter angelegt worden war. Die auch verwendete Bezeichnung Erdbruch wird auf den Durchbruch der Donau in diese Gegend zurückgeführt. Aus Erdburg bzw. Erdbruch wurde Erdberg. Dass der Name Erdberg von der im Erdberger Wappen abgebildeten Erdbeere abgeleitet wurde ist falsch. Die Erdbeere symbolisiert vielmehr den Charakter Erdbergs als reine Agrar- und Landwirtschaftssiedlung. Hierfür wiederum war vor Allem der Zuzug niederdeutscher Gärtner bereits vor der Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1529. 1850 wurde Erdberg gemeinsam mit den Vorstädten Weißgerber und Landstraße als Bezirk Landstraße nach Wien eingemeindet. Heute ist Erdberg ein Stadtteil Wiens im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.

Eine erste wichtige Rolle spielte Erdberg 1192, als Richard Löwenherz hier nach dem Dritten Kreuzzug gefangen genommen wurde. Hierzu heißt es im Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon 1 von Wien:

Mit der Geschichte Erdberg’s ist interesante Thatsache der Gefangennehmmung des tapfern Brittenkönigs Richard 1192 innig verknüpft. Die Zwetler-Chronik nennt Erdberg ausdrücklich als den Schauplatz dieser Begebenheit. Nach der Chronik Otto’s von St. Blasien soll es die Hütte eines armen Mannes (eine Kneipe, diversorium) gewesen sein, wo Richard ergriffen wurde, nachdem ein Junge, den er in die Stadt Wien um Lebensmittel geschickt hatte, durch einen goldenen Byzantiner 2 Verdacht erregt hatte. Andere Nachrichten behaupten, die herzogliche Hofküche zu Erdberg sei der Ort der Gefangennehmung gewesen. Hier heißt es: „Derselbe König von England kam nach Wien in des von Österreich Küche und bratete dort wie ein Küchenbub. Da sah unbekannt denselben König von England des von Österreich Küchenmeister, der dem Herzog davon sagte.“

 

  1. Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien, herausgegeben von Anton Köhler, Wien 1846, Seite 409.
    Ein Memorabile bezeichnet eine Denkwürdigkeit, eine prägnante historische Begebenheit, die zumeist als Nachricht oder auch literarische Sammlung gefasst ist.
  2. Der „Gold-Byzantiner“ (auch Solidus, Solidus Aureus) war eine römisch-byzantinische Goldmünze, die bis zur Eroberung Konstantinopels im Umlauf war. Anfang des 12. Jahrhunderts war der Solidus die Leitwährung für ganz Europa und wird auch als Euro des Mittelalters bezeichnet.