Volksspiel Eisschießen
Eins der wenigen Volksspiele, die den Weg zum modernen Sport gefunden haben, ist das bayrische Eisschießen (vgl. Textband, S. 343), das allerdings dort unter dem englischen Namen „Curling“ bekannt ist. Beim Eisschießen ist die Bahn 46 m lang und 4 m breit. 5 m von den beiden Bahnenden entfernt und in der Mitte der Bahn befindet sich die Standritze. Dies ist der Platz von wo aus der Schütze seinen Eisstock abschießen muß. Der Eisstock ist ein flachkegelförmiges Holzstück, das an der Spitze in einen kurzen, handlichen, krummen Griff ausläuft. Das Mindestgewicht beträgt 5 kg. Der Eisstock ist mit einem Eisenring beschlagen, der aber die Eisfläche nicht berühren darf; der Stock läuft vielmehr auf der Holzfläche. Als Ziel bedient man sich eines viereckigen, 10 cm großen Holzwürfels. Er heißt, Daube und wird 1 m vor die mittlere Standritze gesetzt. Die Wettkämpfe werden meistens unter zwei Moarschaften ausgetragen. Eine jede besteht aus vier Mann, einschließlich des Spielführers, genannt Moar.
Man unterscheidet ein Spiel und sogenannte Gänge. Sieben Gänge ergeben ein Spiel. Ein Gang ist beendet, wenn von beiden kämpfenden Mannschaften jeder Schütze seinen Eisstock abgeworfen hat. Ist dies geschehen, so wird das Ergebnis des Ganges gewertet. Liegt ein Eisstock einer Moarschaft näher an der Zielscheibe als der Stock des Gegners, so zählt dies drei Punkte. Ein zweiter, welcher näher liegt, zählt zwei Punkte, der dritte und vierte Stock ebenfalls zwei Punkte. Da jede Moarschaft über vier Eisstöcke verfügt, kann sie im günstigsten Falle, d.h. wenn alle Eisstöcke besser liegen als die des Gegners, neun Punkte in einem Gang erzielen. Diejenige Moarschaft, die in den sieben Gängen die meisten Punkte errungen hat, hat das Spiel gewonnen.