Arbeitersport

Olympiaden des Arbeitersports

Vorgeschichte

Bereits ab dem Jahre 1912 hatten sich Arbeitersportvereine 1 auf internationaler Ebene zusammengeschlossen. Allerdings fanden ihre Wettkämpfe kaum Beachtung. Dies änderte sich aber mit der Einführung der Arbeiterolympiaden. Die erste (inoffizielle) Arbeitersport-Olympiade fand bereits im Jahre 1921 in Prag statt. Ab 1925 wurden offizielle Arbeiter-Olympiaden durchgeführt, an denen sich bis zu 100.000 Sportler beteiligten.

Den von Pierre de Coubertin neu belebten olympischen Spielen warfen die Arbeitersportler vor, vorwiegend dem Wettkampf der Nationen zu dienen und so „Krieg mit sportlichen Mitteln“ zu führen. Dagegen sollten die Arbeiterolympiaden die geistig-körperliche Erneuerung der Arbeiterschaft demonstrieren. Während die Arbeiter-Olympiaden von den Sozialdemokraten (LSI/SASI 2) veranstaltet wurden, organisierten die Kommunisten mit der Roten Sportinternationalen (RSI) eigene, zum Teil als Gegenveranstaltungen (z.B. 1931 in Berlin) geplante Spiele, die Spartakiaden. Neben den Sommer- wurden jeweils auch Winterspiele ausgetragen.

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Die Austragungsorte

Jahr Sommerspiele Winterspiele
1925 Frankfurt Schreiberhau
1931 Wien Mürzzuschlag | Semmering
1937 Antwerpen Johannisbad

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1925 – Schreiberhau

Die „Wintersportlichen Wettkämpfe des 1. internationalen Arbeiter-Olympia“ fanden vom 31.01. – 02.02.1925 in Schreiberhau 3 statt und bestanden nur aus Langlauf, Ski-Sprung und sonstigen Wettkämpfen des nordischen Ski-Sports (Hindernislauf und kombinierter Lauf mit Sprung). Wahrscheinlich wurden in Schreiberhau auch Wettkämpfe im Rodelrennen durchgeführt – Wettbewerbe im Eisschiessen haben aber nicht stattgefunden.

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1931 – Mürzzuschlag

Die 2. derartige Veranstaltung wurde vom 5. bis 8. Februar 1931 in Mürzzuschlag abgehalten. Hier fanden bereits im Februar 1904 die Nordischen Spiele statt. Insgesamt nahmen bei den Spielen in Mürzzuschlag und Semmering, die um die Wettbewerbe im Eiskunstlauf, den Eisschnelllauf und das Eishockeyspiel mit der Scheibe erweitert worden waren, Sportler aus acht Nationen teil.

Laut dem Technischen Programm wurden während des Olympia im Rahmenprogramm Ski-Schaufahren und Eisschiessen gezeigt. Das Eisschiessen war laut Tagespresse aber „mehr für die steirischen Teilnehmer gedacht“ …

Sieger im Eisschiessen am 8. Februar 1931 wurde die aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Mürzzuschlag stammende Moarschaft vom A.F.K. Mitterdorf im Mürztal.

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1925 – Johannisbad

Die 3. Winterspiele des Arbeiterolympia fanden vom 18.-21.2.1937 in Johannisbad 4 statt. Die Wettkämpfe beschränkten sich auf alpinen und nordischen Skilauf sowie Eiskunstlauf. Deutsche und österreichische Sportler nahmen nicht an den Wettkämpfen teil.

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Einstellung der Arbeiterspiele

Die für 1936 in Barcelona als direktes Gegenstück zu den bürgerlichen Olympischen Spielen in Berlin geplante Arbeiterolympiade musste wegen des Ausbruchs des spanischen Bürgerkrieges kurz nach Beginn abgebrochen werden. Die Spiele wurden im Folgejahr in Antwerpen austragen. Durch die Zerschlagung der Arbeitersport-Organisationen in Deutschland und Österreich während der NS-Zeit waren die Spiele von 1937 in Antwerpen und Johannisbad aber nur noch halb so groß wie ihre Vorgänger. Die für das Jahr 1943 in Helsinki geplanten Spiele mussten kriegsbedingt ab-gesagt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiterolympiaden nicht mehr wieder-belebt.

  1. In der deutschen Arbeitersportbewegung organisierten sich seit Ende des 19. Jahrhunderts Sportler, die aus der Arbeiterbewegung stammten und denen die in der Deutschen Turnerschaft (DT) zusammengeschlossenen bürgerlichen Sportvereine im Kaiserreich zu nationalistisch ausgerichtet waren. Ein weiterer Grund für den Arbeitersport, sich in eigenen Organisationen zusammenzuschließen, war die Abschottung bürgerlicher Verbände und Vereine gegen Arbeiter zur Zeit des deutschen Kaiserreichs.
  2. Nach zunächst losen Zusammenschlüssen wurde Mitte September 1920 in Luzern der „Internationale Verband für Sport und Körperkultur“ – auch Luzerner Sportinternationale (LSI) genannt – gegründet. Der Verband wurde 1928 in „Sozialistische Arbeitersport-Internationale“ (SASI) umbenannt.
  3. Schreiberhau (heutiger Name: Szklarska Poreba) ist ein Wintersportort in Niederschlesien, im heute polnischen Teil des Riesengebirges.
  4. Johannisbad (heutiger Name: Janske Lazne), Wintersportort im östlichen, heute tschechischen Teil des Riesengebirges.