Temperamente

Charaktertypen und Temperamente

Temperamentenlehre

Die ersten Untersuchungen der Charaktertypen1 fanden bereits in der Antike statt. Aus der von der antiken Humoralpathologie2 abgeleiteten Temperatementenlehre entwickelten sich die vier Grundtypen der Charaktere. Diese Lehre ist wissenschaftlich überholt und spielt in der modernen Persönlichkeitspsychologie keine Rolle mehr. Sie ist aber nach wie vor dazu geeignet, Probleme aufzudecken und Lösungsansätze zu entwickeln.

Diese vier Charaktertypen kommen nur sehr selten in ihrer Reinform vor. Die meisten Menschen tragen Elemente aller Typen in sich, die jedoch unterschiedlich ausgeprägt sind.

Zur Schaffung und zum Erhalt von Harmonien müssen Zweifel des Melancholikers Ernst genommen und Unmutsbekundungen des Cholerikers akzeptiert werden. Sanguiniker sind (maßvoll) in ihrem Leichtsinn zu bremsen, und Phlegmatiker dürfen nicht in den Mittelpunkt gedrängt werden.

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Melancholiker

Der Melancholiker wird als Mensch beschrieben, der zu Traurigkeit neigt. Auch kann er seinen Mitmenschen kein Grundvertrauen entgegen bringen, sondern zweifelt ständig alles an. Anderseits gilt der Melancholiker als ein sehr verlässlicher Mensch, der eine ordentliche Portion an Selbstbeherrschung mitbringt. Eysenck ordnet dem Melancholiker zusätzlich noch eine emotionale Instabilität zu. Andere Forscher wie Hildegard von Bingen gehen sogar so weit, dem Charaktertypus des Melancholikers optische Merkmale zuzuordnen. Sie beschreibt Frauen dieser Gruppe als „mager, mit mäßigem Knochenbau und dicken Adern“.

Choleriker

Der Choleriker gilt als Mensch mit einer niedrigen Erregungsschwelle. Er wird als jähzornig und unausgeglichen beschrieben. Umgekehrt sind Choleriker aber auch sehr willensstarke Menschen, die entschlossen ihre Ziele verfolgen und kaum Furcht vor irgendetwas haben. Die Bezeichnung Choleriker ist vom altgriechischen Wort „xolae“ abgeleitet. Das bedeutet so viel wie „Galle“ und zeigt schon an, dass diesen Vertretern schnell einmal „die Galle überläuft“, wie Wutanfälle im Volksmund auch salopp beschrieben werden.

Sanguiniker

Der Sanguiniker ist von heiterem Gemüt. Er ist lebhaft und macht oftmals Dinge, die seiner Umgebung als Leichtsinn erscheinen werden. Der Sanguiniker kennt kaum Skrupel, ist unstet in seinem Denken und Handeln und gehört zu den extrovertierten Charakteren. Sein Leben kennzeichnet sich je nach Ausprägung durch gelegentliche oder häufige Exzesse. Auf der anderen Seite ist der Sanguiniker ein unterhaltsamer und phantasievoller Mensch. Bei ihm ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer.

Phlegmatiker

Der vierte Grundtyp der Charaktere ist der Phlegmatiker. Er ist ruhig bis schwerfällig und tut alles mit Bedacht. Er ist introvertiert und könnte auch gut als Eremit leben. Ihm wird Trägheit unterstellt. Aber er hat auch positive Eigenschaften. Ein Phlegmatiker wird als grundsätzlich friedliebend bezeichnet. Aber auch Sinn für Ordnung und ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und diplomatische Fähigkeiten werden ihm zugeschrieben.

Quelle: www.fernstudium-psychologie.eu/

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Moderne Charakterkunde

In der modernen Psychologie werden fünf Charaktertypen verwendet, die sich durch die Unterschiede bei den vorherrschenden Abwehrmechanismen sowie dem Erleben und Verhalten voneinander differenzieren. Die Charaktere gehen fließend ineinander über, es gibt jedoch eine Häufung bestimmter Strukturelemente.

narzistischer
Charakter
depressiver
Charakter
schizoider
Charkter
zwanghafter
Charakter
hysterischer
Charakter

Sobald ein Mensch Defizite in seinen charakterlichen Bedürfnissen verspürt, so zeigt er – zumeist unbewusst – gewisse Abwehrreaktionen die dazu dienen, innerseelische oder zwischenmenschliche Konflikte zu regulieren. Diese Abwehrreaktionen gilt es im Auge zu behalten um ggf. durch gegensteuernde Maßnahmen (Stärkung der Bedürfnisse) der seelischen Verfassung Entlastung zu verschaffen.

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narzisstischer Charakter

Er wird gleich gesetzt mit Eigenschaften wie ein übergroßes Selbstwertgefühl, übersteigertes Machtbedürfnis sowie und eine permanente Entwertung Dritter. Als Abwehrmechanismen werden hier vorwiegend Spaltung, Entwertung | Idealisierung, Verleugnung und Projektive Identifikation gefunden.

  • Entwertung:Objekte werden unbewusst entwertet. Als Schutzmechanismus wird Entwertung zur Stabilisierung des Selbstwertgefühles eingesetzt und dient der Abwehr von Neidgefühlen oder Verlust- und Abhängigkeitsängsten.
  • Idealisierung: Objekte (Personen, Gruppen, Epochen, Regionen usw. oder das Selbst) werden unbewusst überhöht. Eine fehlende Realitäts­prüfung einer Idealisierung kann zu verzerrten Wirklichkeits­vorstellungen führen (Fanatismus).
  • Projektive Identifikation: Kombination von innerpsychischen und interpersonellen Vorgängen, bei dem das Gegenüber (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es bestimmte Erwartungen erfüllt. Im subjektiven Sinne „negative“ Selbstanteile werden erst abgespalten, dann auf das Gegenüber projiziert – wenn das Gegenüber sich unbewusst mit den abgespaltenen, projizierten Anteilen identifiziert und so handelt, wie es der Erwartung entspricht werden durch diese Externalisierung unangenehmer oder unerträglicher Selbstanteile so innere Konflikte in der Außenwelt inszeniert, um das innerpsychische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, was jedoch die Beziehungen zu anderen stark belasten kann.
  • Spaltung: Inkompatible Inhalte werden auf mehrere Objekte verteilt. Sowohl die Objekte als auch das Selbst werden in „gut“ und „böse“ oder „schlecht“ aufgeteilt. „Gute“ Anteile werden idealisiert, „böse“ oder „schlechte“ werden ent- bzw. abgewertet, verdammt oder dämonisiert.
  • Verleugnung: Im Unterschied zur Verdrängung wird nicht ein konfliktreicher innerer Wunsch abgewehrt, sondern ein äußerer Realitätsausschnitt verleugnet, also in seiner Bedeutung nicht anerkannt. Beispielsweise werden Veränderungen in der Umgebung zwar wahrgenommen, aber ihre reale Bedeutung wird emotional nicht erlebt und rational nicht anerkannt.

schizoider Charakter

Ihm werden ein großes Bedürfnis nach Distanz sowie die Angst vor Nähe zugeschrieben. Ein schizoider Charakter wehrt sich durch die Sublimierung, Intellektualisierung und Rationalisierung sowie Affektisolierung.

  • Affektisolierung: Fehlen oder Dämpfung eines normalerweise spontan auftretenden Gefühls in einer bestimmten Situation. Der Nachweis eines isolierten Affektes dient therapeutisch auch der Bewusstmachung und rationalen Betrachtung bestimmter gefühlsintensiver Reaktionen.
  • Intellektualisierung: Entfernung vom unmittelbaren konflikthaftem Erleben durch Abstraktions­bildung und theoretisches Analysieren (z. B. abstrakte Gespräche; Fachsimpel), Philosophieren über Dinge, die eine verborgene emotionale Bedeutung für die Person haben.
  • Rationalisierung: Rational-logische Handlungsmotive werden als alleinige Beweggründe für Handlungen angegeben oder vorgeschoben. Gefühlshafte Anteile an Entscheidungen werden ignoriert oder unterbewertet.
  • Sublimierung: Nicht erfüllte Triebwünsche werden durch gesellschaftlich höher bewertete Ersatzhandlungen ersetzt und damit befriedigt (Kunst, Wissenschaft, Musik, Sport, exzessive Arbeit). Typischerweise eignen sich für bestimmte Wünsche bestimmte Sublimationstechniken besonders gut. So werden aggressive Triebe oft durch Sport sublimiert.

depressiver Charakter

Er hat Minderwertigkeitsgefühle, ist meistens passiv und sehr stark von anderen Menschen abhängig. Seine kennzeichnenden Abwehrmechanismen sind die Introjektion, Reaktionsbilding sowie Autoaggressivität.

  • Autoaggressivität: Aggressive Impulse werden gegen die eigene Person gerichtet und treffen so nicht die Person, der sie ursprünglich galten, um die Beziehung zu dieser Person nicht zu gefährden. Das interpersonelle Feld wird so von Störungen freigehalten, ein interpersoneller Konflikt wird zulasten eines intrapsychischen Konflikts vermieden.
  • Introjektion: Wehrt Angst vor Bedrohungen von außen ab durch das Einverleiben äußerer Einflüsse wie z. B. bestimmtes Verhalten, Anschauungen, Normen oder Werte einer anderen Person in die Ich-Struktur, sodass das Individuum sie nicht mehr als Bedrohungen von außen erleben muss.
  • Reaktionsbildung: Gefühle oder Motive werden durch entgegengesetzte Gefühle/Motive niedergehalten (z. B. Mitleid statt aggressiver Impulse oder Hassgefühle). Dies muss abgegrenzt werden von einer bewusst ablaufenden Unterdrückung.

zwanghafter Charakter

Ein zwanghafter Charakter kennzeichnet sich durch eine ausgeprägte Sparsamkeit und Genauigkeit sowie Eigensinn und einem übersteigerten Kontrollbedürfnis. Auch bei ihm stehen bei den Abwehrmechanismen die Affektisolierung, Reaktionsbildung und die Rationalisierung im Mittelpunkt.

  • Affektisolierung: Fehlen oder Dämpfung eines normalerweise spontan auftretenden Gefühls in einer bestimmten Situation. Der Nachweis eines isolierten Affektes dient therapeutisch auch der Bewusstmachung und rationalen Betrachtung bestimmter gefühlsintensiver Reaktionen.
  • Rationalisierung: Rational-logische Handlungsmotive werden als alleinige Beweggründe für Handlungen angegeben oder vorgeschoben. Gefühlshafte Anteile an Entscheidungen werden ignoriert oder unterbewertet.
  • Reaktionsbildung: Gefühle oder Motive werden durch entgegengesetzte Gefühle/Motive niedergehalten (z. B. Mitleid statt aggressiver Impulse oder Hassgefühle). Dies muss abgegrenzt werden von einer bewusst ablaufenden Unterdrückung.

hysterischer Charakter

Dieser Typus bringt ein starkes Geltungsbedürfnis, Angst vor Erotik und andererseits ein sexualisiertes Verhalten mit. Seine typischen Abwehrmechanismen sind die Verleugnung, die Konversion sowie die Verdrängung.

  • Konversion: Umlagern eines psychischen Konflikts auf somatische Symptome, die eine symbolische Beziehung zum Konflikt haben. Entspricht dem früheren Hysteriebegriff (hysterische Blindheit, Lähmung). Seelische Erregung wird ins Körperliche umgewandelt.
  • Verdrängung: Abwehrmechanisms, der vor allem die Aufgabe hat, das Ich vor einem bedrohlichen Einfluss zu schützen. Wie die Dissoziation löscht auch die Verdrängung keine Erinnerungen aus, sie erschwert nur die bewusste Erinnerung an ein Erlebnis. Unerwünschte Es-Impulse, die ein Gefühl von Schuld, Scham oder das Herabsetzen des Selbstwertgefühls hervorrufen, werden durch Ich und Über-Ich in das Unbewusste verdrängt. Von dort aus können sie allerdings in Träumen, Fehlleistungen und Ersatzhandlungen wieder zutage treten. Der Begriff der Verdrängung muss von einer willentlich-bewussten Unterdrückung unterschieden werden. Der unbewusste Automatismus der Verdrängung macht den bewussten Zugang zum verdrängten Inhalt geradezu unmöglich.
  • Verleugnung: Im Unterschied zur Verdrängung wird nicht ein konfliktreicher innerer Wunsch abgewehrt, sondern ein äußerer Realitätsausschnitt verleugnet, also in seiner Bedeutung nicht anerkannt. Beispielsweise werden Veränderungen in der Umgebung zwar wahrgenommen, aber ihre reale Bedeutung wird emotional nicht erlebt und rational nicht anerkannt.
  1. Grundeigenschaften einer Persönlichkeit
  2. altertümliche Krankheitslehre von den vier Körpersäften: Blut, weißer Schleim, schwarze Galle und gelbe Galle