Hufeisen- u. Plattenwerfen

Hufeisen- u. Plattenwerfen

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Herkunft

Das Hufeisen- und Plattenwerfen (Platteln) kommt aus dem Bauernstand und hat im Alpenraum eine uralte Tradition. Als Wurfgeräte diensten ursprünglich Hufeisen und Steinplatten. In alten Chroniken aus der Schweiz sind verschiedene Wurfspiele mit Bezeichnungen wie Tötzlen, Le Palet, Jouer aux couthions, Giovar a plattas, Dar a passers, Dar il buc, Igl stichel, Geissgüggele, Plattenschiessa, Le jeu de la quille cavalière, Stöckle, Stöcklen, Platzgen, Platta stechel, Aux boutons, Platschgere, Plättlen u.a. aufgeführt 1.

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Das „blattenschießen“ ist im Züricher Mandat von 1545 erwähnt (… derglychen ding blatten geschossen, Keglet usw.) und in einer Beschreibung der Grafschaft Baden 2 von 1758 heißt es: „… daselbst kommen teglich im sommer nach essenszeit vil ehrliche leut zuosammen, etliche, tanzen, andere stossen den stein, etliche schiessen die blaten …“.In der Schweiz fanden solche Spiele im 16. Jahrhundert vor Allem bei Waid- und Alpstubeten statt, waren zeitweise aber auch verboten. So im Jahre 1551 in St. Gallen und 1555 von der Berner Behörden auf der Schützenmatte. Der Grund der Verbote dürfe in den das Spiel begleitenden Wetten liegen und ergibt sich auf dem Züricher Mandat von 1627:

“Wir wöllent, dass die junge Mannschaft ihr Kurzwyl mit Blattenschiessen, Kegeln, Ballenschlagen und Stein-stossen wool haben möge; allein dass von Zusähern keine Gwett derby getrieben werdint“.

In Oberösterreich schreibt Franz Stelzhammer 3 im Jahre 1843 in seinem Mundartgedicht „Der Soldatenvöda“ – der Soldatenvetter – über das Platteln:

I und du und dö Buam von Sunnbau’n und von Lippelwastel Harn da Plötten gworfen,
z’erst um Bahnen (Bohnen), aft heher Um a raoths Air,
z’erst um z’schmacktö, z’schmedadö, endling um ganzö.
I und da Sunnbauanhies han banand gwön.
e hat’n Weitmair Ghabt, du’n Engmair – da Sepp von Lippelwastel dein Helfa.
Du hast a Stichplatten ghabt, mir andern rutschädö Plattel.
„Sechse Sechse“ is ’s worn und „Neune Neune“, aft „Geldaus“.

Das Plattenwerfen entwickelte sich später zu einer Volksbelustigung auf Kirtagen und Festen. Aus Ismaning (nordöstlich von München) ist ein vom 4. – 18. Juni 1911 dauerndes Preis-Plattlwerfen mit Konzert im Schlosspark zu Ismaning überliefert.

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Vorgaben

Bei heutigen Plattenwurf-Wettkämpfen werden speziell angefertigte ringförmige oder rechteckige Wurfplatten mit abgeschrägten Kanten verwendet. Diese dürfen einschließlich Stollen und Zacken (die 2 cm lang sein dürfen) einen Durchmesser bzw. eine Diagonale von 19 cm und ein Gewicht von 1 – 1,3 kg haben. Die Bahnlänge muss bei einer Breite von 7 m mindesten 30 m betragen.

verschiedene Wurfeisen

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Spielablauf und Wertung

Beim Plattenwerfen treten zwei Mannschaften mit je vier Spielern gegeneinander an und werfen ihre Eisen auf einen in 18 m Entfernung aufgelegten Holzwürfel von 8 cm Kantenlänge. Gespielt und gewertet (3, 5, 7 und 9 Punkte) wird nach den Regeln für das Eisschiessen.

Vor allem in Bayern, Oberösterreich (30 Vereine), Salzburg (13 Vereine) und Tirol(10 Vereine) erfreut sich diese Sportart großer Beliebtheit. Die österreichischen Vereine sind sogar in Landesverbänden organisiert und tragen regemäßig Meisterschaften aus. Nicht mit diesem Spiel zu verwechseln aber ist das Hufeisenwerfen – „Horse-Shoe-Pitching“ – wie es vor allem in Amerika praktiziert wird und bei dem des ausschließlich darum geht, ein Hufeisen möglichst nahe an einen eingeschlagenen Stab, oder gar um diesen herum, zu werfen.

  1. Aus: www.platzgen-be.ch
  2. Die Grafschaft Baden war von 1415 bis 1798 eine gemeine Herrschaft der Eidgenossen. Es umfasste den nordöstlichen Teil des heutigen Kantons Aargau in der Schweiz.
  3. Franz Stelzhammer, geb. 29.11.1802; gest. 14.07.1874: Oberösterreichischer Dichter und Novellist; Lieder in obderenns’scher Volksmundart u.a. ‚da Soldatenvöda‘ (1843). Auch Textdichter der oberösterreichischen Landeshymne.