Klootschießen

Klootschießen

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Geschichtliches

Klootschießen ist eine vor allem an der norddeutschen Küste, in Holland und in Irland bekannte Wurfsportart. Dabei handelt es sich um eine relativ schwierige Wurfart, die Schnelligkeit, Kraft und Konzentration voraussetzt. Wahrscheinlich ist das Klootschießen aus den Verteidigungstechniken der Friesen, die sich mit geworfenen Erdklumpen und Schlammkugeln gegen bewaffnete Piraten und Eindringlinge zur Wehr setzten, entstanden. Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus (55 – 120 n. Chr.) berichtete in der „Germania“, dem wichtigsten Zeugnis der Germanenkunde:

Die Bewohner an der Niederelbe verwendeten gegen die römischen Eindringlinge in der Sonne gebrannte Lehmkugeln. Selbst auf größere Entfernungen erzielten diese Bewohner eine bewundernswerte Treffsicherheit, weshalb auch die römischen Krieger diese Kugeln fürchteten.

Erste urkundliche Erwähnungen des Klootschießens stammen aus dem 16. Jahrhundert. Man kann aber davon ausgehen, dass das Spiel weitaus älter ist. Da es bei den Klootschießer-Wettkämpfen immer wieder zu Ausschreitungen kam, wurde das Spiel zeitweise verboten.

Nachdem des die Erfahrung bezeuget, daß bey dem sogenannten Klohtschießen, das um Geld, Bier oder andere Getränke angestellt wird, oder auch wozu die Nachbarschaften, ja wol gantze Gemeinen und Dörffer sich gegen einander ausfordern und aufbiehten, vielerley Unordnungen mit Saufen, Fressen, Schelten, greulichen Fluchen und schweren Schlagen und Verwunden und anderen groben Aergernis frommer Leute… „

(Aus der Begründung zum Verbot des Klootschießens, Fürst Georg Albrecht, 1731)

Ziel des Spieles ist es, mit kurzem Anlauf und Absprung von einer Rampe, eine kleine Kugel so weit wie möglich zu werfen. Die ursprüngliche Form des Wettkampfes ist der Feldkampf. Heute unterscheidet man zwischen Feldwettkampf, Standwettkampf und → Straßenbosseln.

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Die Wurfkugel beim Klootschießen

Der Begriff „Kloot“ leitet sich vom niederdeutschen Wort Kluten (Erdklumpen) ab. Zunächst wurde mit Erdklumpen geworfen, später mit und 1 kg schweren Eisenkugeln und dann mit aus dem Holz des Apfelbaumes gefertigten, faustgroßen Holzkugeln. Die Kugeln wurden kreuzweise durchbohrt und die entstehenden Hohlräume mit Blei ausgegossen. Überlieferungen zufolge wurde das Spiel in Holland im 16. Jahrhundert mit abgeflachten Kugeln oder auch mit Holzscheiben gespielt.

Eine heutzutage verwendete Kloot oder Friesenkugel (regional auch Boßel genannt) ist eine bleigefüllte Holzkugel mit einem Durchmesser von 6 – 10 cm und einem Gewicht von knapp 500 g.

Es gibt aber regionale Besonderheiten:

Ostfriesland u. Oldenburg: 58 Millimeter 475 Gramm
Schleswig-Holstein: 58 Millimeter 500 Gramm
Hollandkugel (internationale Wettkämpfe): 65 Millimeter 300 Gramm

Der Feldwettkampf

Der Feldkampf ist die traditionelle Form des Klootschießens. Dabei treten zwei Mannschaften (zum Teil ganze Ortschaften) mit einer Stärke von 10 bis zu 100 Mann gegeneinander an und versuchen, die Kloot mit möglichst wenig Versuchen über eine Distanz von mehreren Kilometern zu werfen. Die Reihenfolge der Werfer (Einteilung in Wurfpaare) wird vorher festgelegt und kann im Verlauf des Wettbewerbes nicht geändert werden.

Die Mannschaften werfen ihre Kugeln abwechselnd. Der jeweilige Endpunkt des Wurfes einschließlich „Trüll“ (Nachlauf der Kugel) gilt als Abwurfpunkt für den nächsten Werfer dieser Mannschaft. Bei den nachfolgenden Würfen beginnt jeweils die sich im Rückstand befindliche Mannschaft. Gelingt es dem beginnenden Werfer eines Wurfpaares nicht, die Abwurfmarke des Gegners zu überwerfen, so darf der Gegner aussetzen und erhält einen Punkt. Die Mannschaft mit den meisten Punkten (bzw. den wenigsten Würfen) hat den Kampf gewonnen.

Punktgewinn für Mannschaft Grün. Grün setzt aus und Mannschaft Gelb setzt das Spiel mit Wurf 5 fort.

Gespielt wird auf der freien Flur, über Wiesen und Felder. Und da der Trüll (Nachlauf der Kugel nach Bodenkontakt) mit gewertet wird, wird das Spiel ausschließlich im Winter bei starkem Frost gespielt. Traditionelle Wettkämpfe im Klootschießen stellen oftmals gesellschaftliche Ereignisse dar.

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Feldwettkampf Standwettkampf

Der Standkampf

Der Standkampf ist eine Einzeldisziplin, bei der es nur darauf ankommt, die Kloot möglichst weit zu werfen. Gemessen wird bis zu der Stelle, an der die geworfene Kugel auf dem Boden aufkommt, der Nachlauf (Trüll) wird nicht gewertet. Für derartige Wettbewerbe wird kein weitläufiges Areal benötigt, diese können auch in Sportstadien ausgetragen werden. Die Weitenrekorde beim Klootschießen liegen bei knapp über 100 m. Als erster übertraf Gerd Geerdes diese Marke im Jahre 1934 mit 101,50 m. Der heutige Weltrekord liegt bei 106,20 m und wird seit 30.06.1996 von Stefan Albarus aus Norden gehalten.