1888 Spielebuch für Knaben Das Eisschiessen

362. Das Eisschießen

Das Eisschießen erheischt, daß jeder Spieler einen sogenannten Eisstock führt, der 1 – 1,5 m lang ist und mit seinem unteren Ende in einer runden, von einem eisernen Ringe umspannten hölzernen Platte steckt. Um den Stock bequemer werfen zu können, ist in der Mitte desselben eine Handhabe angebracht. Man sucht eine geeignete Eisbahn und legt an die Enden derselben kleine Steine, sogenannte „Daupen“. Bei Beginn des Spiels wird „gemoarlt“, d. h. jeder Spieler schleudert seinen Stock von dem einen Ende der Bahn zur Daupe. Jene Eisschützen, deren Stöcke der Daupe zunächst liegen, heißen die „engen“ und bilden mit dem „Engmoar“ die eine, die anderen mit dem „Weitmoar“ die andere Partei.

Wenn die Zahl der Spieler groß genug und ungerade ist und die Stöcke der Parteien verschossen sind, so „legt sich“ der Engmoar, d. h. er kennzeichnet den Platz auf welchem sein Stock nach dem ersten Schuß liegen geblieben ist, und „schießt“ noch einmal. Ist hingegen die Anahl der Spieler gerade oder fehlt es an Schützen, so legt sich auch der Weitmoar. Dann schießt der Weitmoar zuerst nach der Daupe. Ihm folgt der Engmoar, der danach trachten muß, den „Schuß“ der ersteren dadurch zu verschlechtern, daß er den Stock des Weitmoar von der Daupe wegzuschleudern sucht. Gelingt dieses dem Engmoar nicht, so muß es ein anderer Spieler dieser Partei versuchen. Wurde hingegen der Stock des Weitmoar von der Daupe weggeschleudert, so „schießt“ wieder einer der „Weiten“. Ist dieser mit gutem Schuß nahe zur Daupe gekommen, so trachtet abermals einer der „Engen“, diesen Stock von der Daupe wegzuprellen. Haben so die Schützen ihre Stöcke verschossen, so begeben sich beide Parteien zu dem entgegengesetzten Ende der Bahn um zu untersuchen, wessen Stock der Daupe am nächsten liegt.

Bringt eine Partei einen Stock am nächsten zur Daupe, so daß der zweite, der Daupe zunächst liegende Stock der anderen Partei gehört, so zählt die erste „sechs“. Hat hingegen eine Partei zwei Stöcke am nächsten zur Daupe gebracht, so daß der dritte, der Daupe zunächst liegende Stock der anderen Partei gehört, so zählt erstere „neun“. Bringt aber eine Partei drei Stöcke der Daupe zunächst, so hat diese Partei das Spiel gewonnen.

Zählt eine Partei „sechs“ oder „neun“, so schießt der Moar der verlierenden Partei zur anderen Daupe zurück. Diesem folgt der Moar der Gegenpartei, dann wieder einer der verlierenden Partei, und so wird das Spiel fortgesetz, bis es zugunsten der einen oder anderen Partei entschieden ist.