Eisschießen in Gern – 1866
In Gern bei Eggenfelden wurde am 28. Jan., wie die Donauzeitung meldet, ein Entscheidungskampf zwischen „Ultramontanen“ und „Fortschrittlern“ auf dem Eise ausgekämpft. 54 mit Eisstöcken bewaffnete Männer fochten ihn auf der weiten Eisfläche des Schlossweihers im Eisschießen aus. Das Programm enthielt neben den Kampfregeln auch folgendes Kampfmotiv.
Von Pegnitz, Regnitz bis zum Main
„O nein! o nein! o nein! o nein!
Das Vaterland muß größer sein“ –
Und jetzo wollen sie allein
(Nur Schweinfurt schließen sie noch ein)
Das ganze Volk der Bayern sein.
Und heißen „Fortschritt“ das; – o nein!
Du Gott im Himmel sieh darein –
Und horche auch auf unser Schrei’n –
Laß‘ Dich erbitten, lieber Gott!
Denn sieh! Die Völker an der Rott
Sie würden sich gar hoch erfreu’n,
Wenn sie auch dürften „Bayern“ sein.
Weil in der Geschichte klar zu lesen
Daß Bayern sie von je gewesen;
Nie sogenannte „freie Städter“
Noch „Markgräfinnen-Gunst-Erbettler“
Doch stets vom Keller bis zum Dach:
„Die feste Burg der Wittelsbach!“
Drum nimm es gnädigst nicht als Spott,
Daß wir uns nennen, lieber Gott!
„Das Volk der Bayern an der Rott!“
Nach feierlichem Auszuge, von dem heitern Wirthe Dirnberger geführt, gelangten die Kämpfer durch ihre Parteiabzeichen erkennbar auf die Eisbahn. Lange und heiß schwankte der Kampf, welcher endlich zum lauten Jubel der zahlreichen, in gespannter Aufmerksamkeit der Entscheidung harrenden Zuschauer, mit der Niederlage der Fortschrittler endete.
Die Ultramontanen
Der Ultramontanismus war eine politische Haltung des Katholizismus in deutschsprachigen Landen einschließlich der Niederlande, die sich auf Weisungen von der päpstlichen Kurie, also aus dem von dort aus gesehen „jenseits der Berge“ (lateinisch ultra montes – gemeint sind die Alpen) liegenden Vatikan, stützte. Diese Haltung ging einher mit dem Antimodernismus, einer Strömung innerhalb der gesamten katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich gegen gesellschaftliche und politische Reformen zur Durchsetzung von Menschenrechten und Demokratie wandte.
Die Fortschrittler
Die Deutschen Fortschrittspartei (gegr. 1861) dagegen sprach sich für rechtsstaatliche Reformen aus. „Die Fortschrittler“ befürworteten die Gleichberechtigung aller Religionsgemeinschaften und forderten u. a. die Trennung von Kirche und Staat.